Zusammenfassung
Patient und Arzt befinden sich in einer Beziehungskrise. Vertrauen in die Ärzte(-schaft) schwindet; dies ist diskrepant zu den vermeintlich oder tatsächlich sensationellen Behandlungserfolgen der Apparatemedizin. Hier ist der Patient wehrloses Objekt (umso mehr, je geringer sein Selbstbewusstsein ist) und der Arzt genialer Techniker, während in einer marktkonformen Medizin der Patient in die Rolle des anspruchsberechtigten Kunden gerät. Auch dieser Rollenwandel hat für Patienten aus der Unterschicht keine Vorteile. Die Behandlung von Krankheiten scheint an Bedeutung zu verlieren gegenüber dem Wunsch nach Erhaltung der Gesundheit. Bei der Suche nach dem „guten Arzt“ und der im Gesundheitswahn verlorenen gegangenen „Kunst des Heilens“ könnten Gebrauchsanweisungen für Arzt und Patient Orientierung geben. Der „kranke Arzt“ ist sich kein guter Arzt und hat meist auch keinen (ein Berufsrisiko, siehe auch Netzwerk www.der-kranke-arzt.de).
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Die Zeitschrift KU Gesundheitsmanagement ist Organ des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands e. V. (VKD), der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling e. V. (DGfM) und der Deutschen Vereinigung für Krankenhaus-Controlling e. V. (DVKC). Auf die Veröffentlichung wurde ich durch ein kritisches Editorial des Deutschen Ärzteblatts 110: 33–34 vom 19.8.13 aufmerksam. Die Autorin Dr. Birgit Hibbeler ist Redakteurin für Gesundheits- und Sozialpolitik. Ihre Position ist für diese Zeitschrift ungewöhnlich klar. Chapeau!
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Kalvelage, B. (2014). Vorsicht Arzt!. In: Klassenmedizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-54749-2_2
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