Zusammenfassung
Früher regelte § 17, dass die Ausübung ambulanter ärztlicher Tätigkeit außerhalb von Krankenhäusern einschließlich konzessionierter Privatkrankenanstalten an die Niederlassung in eigener Praxis gebunden war, soweit nicht gesetzliche Vorschriften etwas anderes zuließen. § 18 betraf die Zulässigkeit und Abgrenzung zwischen ausgelagerten Praxisräumen und Zweigpraxen. Beide Normen sind in einem neu strukturierten § 17 aufgegangen. Das Merkmal „in eigener Praxis“ wurde ebenso aufgegeben wie die Unterscheidung zwischen ausgelagerten Praxisräumen und Zweigpraxen. Damit soll die Ausübung ambulanter Heilkunde an mehreren Orten (bis zu drei Stellen) ohne Genehmigungserfordernis berufsrechtlich möglich werden. Es besteht lediglich eine Anzeigepflicht gegenüber der örtlich zuständigen Ärztekammer.
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Notes
- 1.
vertragsarztrechtlich ist die Filialgründung genehmigungspflichtig, § 24 Abs. 3 Ärzte-ZV.
- 2.
Neben den in Abs. 1 genannten Ausnahmen (Krankenhäuser und gem. § 30 GewO konzessionierten Privatkrankenanstalten) sind insbesondere auch die Praxiskliniken gem. § 116 a SGB V zu nennen; auch sie bedürfen allerdings einer Genehmigung nach § 30 GewO.
- 3.
Jaeger, AnwBl. 2000, 475 ff.; BVerfGE 16, 286, 294.
- 4.
Für die Gemeinschaftspraxis als BGB-Gesellschaft dürfte dies seit dem Urteil des BGH v. 29.1.2001, II ZR 331/00, NJW 2001, 1056 ebenso eindeutig sein.
- 5.
OLG Celle, Beschl.v. 17.6.2013 - 9 U 54/13, GesR 2014, 32=MedR 2014, 98; Goette, Anm. zum Beschluss des BGH, Beschl. v. 28.9.1995 – II ZR 257/94, DStR 1995, 1722, obwohl das ärztliche Berufsrecht im Gegensatz zum Apothekengesetz (§§ 8, 12) kein ausdrückliches Verbot enthält und die Übergänge zum partiarischen Darlehen fließend sind; deshalb weitergehend für Zulässigkeit Reiter, GesR 2005, 6.
- 6.
Siehe aber jetzt BGH, Beschl. v. 16.5.2013 – II ZB 7/11, AnwBl Online 2013, 313, der das Verbot einer Berufsausübungsgemeinschaft zwischen Anwälten, Ärzten und Apothekern in § 59a Abs. 1 BRAO für verfassungswidrig hält und die Frage deshalb dem BVerfG zur Entscheidung nach Art. 100 GG vorgelegt hat.
- 7.
Schiller, NZS 1997, 103 ff. ausführlich unter Darstellung der Entstehungsgeschichte.
- 8.
Keine Tätigkeit im Umherziehen, § 17 Abs. 3 MBO.
- 9.
§ 17 Abs. 1a BMV-Ä.
- 10.
BSG, Urt.v. 5.11.2003 – B 6 KA 2/03 R, GesR 2004, 242 = MedR 2004, 405 (30 min zwischen Wohnung und Praxis).
- 11.
Schallen, § 24 Rn. 39 ff.
- 12.
SG Dortmund, Urt.v. 7.3.2003, S 26 KA 15/02, GesR 2003, 178, 70 km zu weit; LSG Schleswig-Holstein, Urt.v. 23.11.1999 – L 6 KA 18/99, MedR 2000, 383, 30 min zu lang.
- 13.
NZS 1997, 103, 109.
- 14.
So auch VGH Mannheim, Urt. v. 16.5.2000, 9 S 1445/99, MedR 2000, 439, 442.
- 15.
DÄ 2008 (A), 1019, 1020.
- 16.
BSG, Urt. v. 5.11.2003 – B6 KA 2/03 R, GesR 2004, 242, 30 min bis zur Praxis ausreichend; siehe auch LSG Schleswig-Holstein, Urt. V. 10.7.2008, L 4 B 405/08 KA ER, GesR 2008, 555, der thüringische Augenarzt auf Sylt? (nein); SG Marburg, Urt. v. 5.11.2008, S 12 KA 519/08 (MKG-Chirurg, 45 min. unbedenklich).
- 17.
BSG, Urt.v. 9.2.2011 – B 6 KA 7/10 R, GesR 2011, 429, 125 km Entfernung und Fahrzeit von über einer Stunde zu weit und zu lang.
- 18.
BSG, Urt.v. 9.2.2011 – B 6 KA 12/10 R, GesR 2011, 427, zahlenmäßige Begrenzung auf zwei weitere Betriebsstätten gilt nicht für MVZ.
- 19.
BSG, Urt. v. 12. 9.2001 – B 6 KA 64/00 R, MedR 2002, 365; grundlegend Engelmann, Zur rechtlichen Zulässigkeit einer (vertrags −) ärztlichen Tätigkeit außerhalb des Orts der Niederlassung, MedR 2002, 561; ders., Zweigpraxen und ausgelagerte Praxisräume in der ambulanten (vertrags −) ärztlichen Versorgung, GesR 2004, 113 ff.
- 20.
BGBl. 2006 I, 2686 v. 30.12.2006.
- 21.
siehe aber LG Konstanz, Urt. v.17.12 2004, 8 O 86/04 KfH, ZMGR 2005, 67, keine Rechtsgrundlage wg. Verstoß gegen Art. 12 GG.
- 22.
Wollersheim, GesR 2008, 281, 282.
- 23.
Reiter, Spiegel, ZMGR 2008, 245, 254.
- 24.
Wollersheim, GesR 2008, 282.
- 25.
Bäune, in: Bäune, Meschke, Rothfuß, § 24 Rn.39 unter Bezugnahme auf SG Marburg, Urt. v. 7.3.2007, S 12 KA 701/06; siehe aber SG Marburg, Urt. v. 10.12.2008, S 12 KA 115/08, Wegeverkürzung alleine kein Grund.
- 26.
Wenner, § 20 Rn.32.
- 27.
Diese Bedenken teilen Dahm, Ratzel, MedR 2006, 555, 563.
- 28.
BSG, Urt. v. 2.9.2009 – B 6 KA 42/08 R, GesR 2010, 218, Verkürzung von Wartezeiten ausreichend, betraf allerdings Sonderbedarfszulassung; BSG, Urt. v. 9.2.2011 – B 6 KA 3/10 R, GesR 2011, 421, qualitative Verbesserung, genehmigungspflichtige Leistungen, aber auch Wartezeiten.
- 29.
dagegen Reiter, Spiegel, ZMGR 2008, 254; ebenso BayLSG, Urt. v. 23.7.2008, L 12 KA 3/08, MedR 2009, 59, m. Anm. Steinbrück, es sei denn willkürliche Filialgenehmigung. Zweifelnd Wollersheim, GesR 2008, 286; bejahend für den Fall der Filiale in einem anderen Planungsbereich oder KV Bezirk, Bäune, in: Bäune, Meschke, Rothfuß, § 24 Rn 63, allerdings auch verneinend für die Filiale im selben Planungsbereich.
- 30.
BSG, Urt. v. 5.11.2008 – B 6 KA 56/07 R, GesR 2009, 251.
- 31.
BSG, Urt. v. 7.2.2007 – B 6 KA 8/06 R, GesR 2007, 369; BSG, Urt. v. 17.6.2009 – B 6 KA 25/08 R, auch derjenige, der selbst aufgrund einer Sonderbedarfszulassung tätig ist, hat Anfechtungsbefugnis; BSG, Urt.v. 17.6.2009 – B6 KA 38/08 R, aber keine Anfechtungsbefugnis, wenn in einem großen Planungsbezirk keine konkrete Konkurrenzsituation; Wenner, § 18 R. 34 ff, 39 ff.; Bay. LSG, Urt. v. 23.7.2008, L 12 KA 3/08, MedR 2009, 56.
- 32.
BSG, Urt. v. 9.2.2011 – B 6 KA 3/10 R, GesR 2011, 421; LSG Berlin-Brandenburg, Urt. v. 31.1.2013 – L 24 KA 98/10.
- 33.
Die Formulierung ist eher unglücklich, hat man doch eine Liberalisierung und keine Verschärfung angestrebt.
- 34.
Diese gelten als ausgelagerte Praxisräume gemäß § 24 Abs. 5 Ärzte-ZV, siehe § 1a Nr. 20 BMV-Ä.
- 35.
DÄ 2008 (A) 1019 ff.
- 36.
siehe hierzu aber die Ausführungen zum „echten“ Honorararzt und „unechten“ Konsiliararzt in § 31.
- 37.
Der springende Punkt wäre dabei nur die mehrfache Beitragspflicht; siehe hierzu VG Weimar, Urt. v. 18.5.2010 –8 K 45/09 We, ThürVBl. 2011, 236, Mitgliedschaft setzt voraus, dass Arzt in Thüringen überwiegend tätig ist; siehe aber auch VG Berlin, Urt. v. 30.3.2012 –9 K 63.09, MedR 2013, 58.
- 38.
LSG Suttgart,Urt.v. 17.4.2013 -L 5 R 3755/11, GesR 2013, 483 = zmgr 2013 m.Anm. Szabados, 299. Vgl. zum Notarzt nach diesem Modell unten die Kommentierung zu § 26.
- 39.
LSG Hamburg, Urt. v. 10.12.2012 – L 2 R 13/09; SG Kassel, Urt. v. 20.2.2013 – S 12 KR 69/12; LSG Baden-Württemberg, Urt. v. 17.4.2013 – L 5 R 3755/11 (Anästhesist).
- 40.
Hierzu Vochsen, Steuerliche Behandlung der Einnahmen von Ärzten in Kliniken und Krankenhäuser, Das Krankenhaus 2013, 839, 841.
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Ratzel, R., Lippert, HD. (2015). § 17 Niederlassung und Ausübung der Praxis. In: Kommentar zur Musterberufsordnung der deutschen Ärzte (MBO). Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-54413-2_23
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