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Zusammenfassung

Aristoteles 1 wußte bereits, daß der Schall sich in Luft ausbreitet, also spekulierte er, auch das innere Ohr müßte mit Luft gefüllt sein. Allerdings müsse diese Luft gut von der bewegten äußeren Luft abgegrenzt sein, damit eine exakte Schalldifferenzierung im Inneren möglich sei. Das ganze Hinterhaupt wurde deshalb bei Aristoteles als gehirnloser, luftgefüllter Raum für das Gehör angenommen. Eine genauere Beschreibung der Felsenbeinstrukturen mit Bogengängen, Schnekke und Vestibulum ist erstmals durch Galen 2 überliefert, welcher diesen verwinkelten Strukturen auch den Namen Labyrinth gab (in offenbarer Anlehnung an den kretischen Palast des Minos in Knossos). Fixiert auf aristotelisches Gedankengut nahm aber auch Galen an, daß Bogengänge und Schnecke mit Luft gefüllt seien. Es vergingen sogar mehr als 3×600 Jahre (oder mehr als 3 Lebensalter der alma mater Heidelbergensis), bis auch auf diesem Gebiet die Autorität des Aristoteles allein nichts mehr galt. Der 24jährige Domenico Cottugno lieferte 1760 der Neapolitaner Fakultät eine Doktorarbeit ab, in welcher er erstmals auf Grund von mehr als 100 Untersuchungen an verschiedensten frischen Tier- und Menschenschädeln nachwies, daß das Labyrinth nicht mit Luft, sondern mit Flüssigkeit gefüllt sei. Ein echtes Genie bestritt allerdings diesen Befund noch 20 Jahre später. Es war ebenfalls ein medizinischer Doktorand, kein geringerer als der 20jährige Friedrich Schiller. Allerdings handelte es sich wohl hier weniger um eine systematische Untersuchung, als vielmehr um geniale Thesen unter dem Titel „Philosophia Physiologica“, von welcher nur kritische Kom-mentare erhalten sind. Daß neben den kritischen Stuttgarter Professoren der Herzog persönlich, welcher alle derartigen Dissertationen gelesen haben soll, mit Schillers Leistung nicht zufrieden war, sei nur der Vollständigkeit halber vermerkt. Man stolpert nicht zu Unrecht über den Schiller’schen Satz: „Wer möchte wohl glauben, der Ton das größte Produkt der Elastizität werde dem Geiste durch Wasser zugeleitet, das die geringste Elastizität besitzt.“ Dies war besonders deshalb eine Provokation, weil seine eigenen Stuttgarter Professoren inzwischen die Befunde des Cottugno bestätigt hatten. (Ein Jahr später legte Schiller allerdings gleich zwei neue Fassungen seiner Doktorarbeit in deutsch und lateinisch vor, welche ihm den erwünschten Titel brachten.)

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Steinhausen, M. (1986). Gehörsinn. In: Lehrbuch der Animalischen Physiologie. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-642-54187-2_8

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  • Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich

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