Zusammenfassung
Durch die Umsetzung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden in die praktische Heilkunde wurden in der westlichen Medizin große Behandlungserfolge erzielt; niemals zuvor konnten so viele Krankheiten diagnostiziert und wirkungsvoll behandelt werden. Gleichzeitig änderte sich durch die Ausrichtung auf Naturwissenschaft und Technik das Bild der Medizin (Jonas 1985). Ärztliches Handeln wurde zunehmend anhand naturwissenschaftlich-technischer Kompetenz und wissenschaftlich überprüfbarer Behandlungsverfahren gemessen. Dabei traten die Persönlichkeit des einzelnen Arztes und des Patienten1, die subjektive, persönliche Beziehung zwischen Heiler und Krankem in den Hintergrund. Diese Entwicklung führte zu Veränderungen im Arzt-Patient-Verhältnis. Das traditionelle Modell des paternalistischen Arztes und des folgsamen Patienten wurde in der westlichen Medizin durch das medizinethische Prinzip der Patientenselbstbestimmung in Frage gestellt. Der Patient hat das Recht, vom Arzt über seinen gesundheitlichen Zustand und die geplanten medizinischen Eingriffe aufgeklärt zu werden. Das Prinzip der Einwilligung nach Aufklärung (englisch: „informed consent“) soll die Selbstbestimmung des Patienten in der Medizin sichern, indem der Arzt verpflichtet wird, dem Kranken die notwendigen Informationen für eine selbstbestimmte, freie Entscheidung zu vermitteln und die autonome Patientenentscheidung zu respektieren, auch wenn der Arzt ein anderes Vorgehen für medizinisch sinnvoller erachtet. Der amerikanische Arzt und Medizinethiker Pellegrino schreibt dazu: „Perhaps the most fundamental impact of the bioethics movement in America was to shift the therapeutic (and research) relationship from a traditional paternalistic model, in which the doctor knew best, to a new model which patient rights and autonomy are acknowledged to the most important elements in medical decisions. This evolutionary shift in authority from physician to patient has established a more equal relationship, in which therapeutic accomodation are reached based on voluntariness, mutual respect for the other party‘s autonomy, and negotiations“ (Pellegrino et al. 1991 S. 9).
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© 2000 Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, GmbH & Co. KG Darmstadt
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Vollmann, J. (2000). Einleitung. In: Aufklärung und Einwilligung in der Psychiatrie. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Psychiatrie, vol 96. Steinkopff, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-53783-7_1
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Publisher Name: Steinkopff, Heidelberg
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