Zusammenfassung
Wir kommen im folgenden zu einem Grundsatz, der die bisher behandelten großenteils mit umfaßt, und der wegen seines besonders allgemeinen Charakters den Brennpunkt der Auseinandersetzung über die Grundlagen der allgemeinen Psychologie bildet. Man kann diese allgemeinste inhaltliche Voraussetzung der überlieferten psychologischen Theoriebildung etwa folgendermaßen in Worte fassen:
Frei sich selbst überlassenes natürliches Geschehen ist von sich aus keiner Ordnung fähig; es geht früher oder später in chaotische Zustände über. Findet sich an Vorgängen oder unstarren Gebilden Ordnung, die über das zufällige Zusammentreffen eines Augenblickes hinaus andauert, so kann diese ihnen nur von außen aufgezwungen sein. Hierfür’ gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: entweder ist sie durch die Ordnung starrer Gebilde bedingt, die das Unstarre und Bewegliche innerhalb bestimmter Grenzen festhalten oder in bestimmte Bahnen leiten (Formen, Gefäße; Röhren, Kanäle, Schienen, Leitungsdrähte); oder sie wird durch fortgesetzte Eingriffe eines überwachenden Geistes aufrecht erhalten. Ändert sich der Verlauf eines Geschehens, das durch starre Leitungen geordnet ist, so bedeutet dies notwendig eine Annäherung an das Chaos (Ausbruch, Überschwemmung, Entgleisung, Diffusion, Irradiation), —wenn nicht die Änderung durch besondere Eingriffe eines überwachenden Geistes veranlaBt ist. Kurz: es gibt keine eigene, innere, natürliche, sondern nur äußere, fremde, aufgezwungene Ordnung: es gibt keine Ordnung ohne Leitung; entweder Zwang oder Chaos.
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Metzger, W. (1941). Das Problem der Ordnung. In: Psychologie. Wissenschaftliche Forschungsberichte, vol 52. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-53395-2_7
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