Die chirurgische Behandlung der Lungentuberkulose

Zusammenfassung

Die chirurgische Behandlung der Lungentuberkulose, die durch die Einführung des künstlichen Pneumothorax durch Forlanini im Jahre 1892 ihren Anfang genommen und namentlich durch den Ausbau der Thorakoplastik durch Brauer und Friedrich und dann in allererster Linie durch Sauerbruch allgemeine Anerkennung gefunden hat, ist gerade in der heutigen Zeit berufen, die bisherigen Behandlungsverfahren weitgehend zu ersetzen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse machen es den meisten Lungenkranken unmöglich, bei jahrelangen Liegekuren auf die Heilung einer Kaverne zu warten. Die sog. soziale Anzeigestellung nimmt einen viel breiteren Raum ein als früher. Man hat erkannt, wie große Nachteile allzu lange klimatische Kuren für die seelische Verfassung der Kranken haben. Man muß der „Zauberbergstimmung“ durch aktive Behandlung entgegentreten und die Kranken möglichst rasch wieder einer vernünftigen Beschäftigung zuführen. Es hat sich gezeigt, daß sehr viele Berufe mit einem künstlichen Pneumothorax ausgeübt werden können. Es ist keineswegs mehr notwendig, die Pneumothoraxträger auf 2–3 Jahre von jeder Betätigung fernzuhalten, wie man es früher gern getan hat. Im Gegenteil, je eher sie ihre Arbeit wieder aufnehmen können, um so zuversichtlicher werden sie sein und um so leichter werden sie ihre Krankheit ertragen können. Selbstverständlich muß das erste akute Stadium überwunden, und die Kranken müssen seit einiger Zeit fieberfrei sein, bevor man sie wieder arbeiten läßt.