Historische Bemerkungen zu Name und Begriff „Diathese“

Zusammenfassung

Zu Anfang des Jahrhunderts haben in der Kinderheilkunde und weiterhin auch in der inneren Medizin Name und Begriff „Diathese“ erneuten Eingang gefunden, wie bekannt besonders dank den. Veröffentlichungen von A. Czerny über die exsudative Diathese (1905f.). Darin wurde die exsudative Diathese freilich noch als ein „einheitliches Krankheitsbild“ mit einer „Anzahl von Krankheitssymptomen“ eingeführt. Bald aber und besonders seit der Stellungnahme der Referenten auf dem Wiesbadener „Diathesenkongreß“ der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin 1911 griff ziemlich allgemein die Auffassung durch, daß es sich da nicht um eine Krankheit mit Symptomen sondern um eine (kombinierte) Krankheitsbereitschaft mit Kundgebungen (Manifestationen) handelt. Dabei blieb es — soviel ich sehe — durch Jahrzehnte. Mono äußert in seinem bedeutsamen Buche Eczema infantum und Dermatitis selorrhoides 1932: „Die gefundene Lösung war für viele Ärzte eihe Erlösung, indem ihnen so ein Begriff, mit dem sie bisher keine befriedigende Vorstellung verbinden konnten, durch Gleichsetzung mit der ihnen sowohl vertrauten Disposition plötzlich klar, ja außerordentlich leicht faßbar geworden ist.“ Im Grunde kann sich Moro aber mit dieser Auffassung: διάϑεơιơ = dispositio = Bereitschaft doch nicht völlig einverstanden erklären.