Zusammenfassung
Es gibt eine Fülle körperlicher, objektiv feststellbarer Erscheinungen, die ohne Willen und bewußten Zweck auftreten, ferner ohne daß sie als sinnhaft sachliche „Leistung“ in der Welt zu werten oder als Ausdruck der Seele verständlich wären; sie treten auf, wenn gewisse seelische Vorgänge da sind, sei es, daß diese vorangingen oder gleichzeitig sind. Es handelt sich um Körperbefunde, die auf Seelisches Bezug haben oder haben können, ohne physiognomisch oder mimisch verständlich zu sein. Sie sind zunächst nichts als seelenlos objektive somatische Tatbestände.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Referenzen
Beispielsweise seien genannt: Samberger: Über das Juckgefühl. Z. Neur. 24, 313. Oppenheim: Über Daauuprschwindpl NPur Zbb1 1911 290
Mohr, Fritz: Schmerz und Schmerzbehandlung. Z. Psychother. 10, 220 (1918).
V. v. Weizsäcker hat in einer eingehenden kasuistischen Arbeit [Körpergeschehen und Neurose. Internat. Z. Psychoanalyse 19, 16 (1933)] versucht, „anatomisch-physiologisches Wissen mit dem psychoanalytischen auf eine methodische Art zu verbinden“. Er studiert die sich wandelnden Phantasien eines Psychopathen mit Miktionsstörung, um in psychophysiologische Zusammenhänge einzudringen. Er versucht die „Annahme, der Kranke habe uns durch seine Erlebnisse mehr über den Vorgang verraten, als wir sonst wahrnehmen können“. Der Kranke habe uns „zwar nur ein Bild, aber ein in wichtigen Punkten zutreffendes Bild seines Organgeschehens in der Analyse erzählt“. Man dürfe dem Kranken zutrauen, „seine Einfälle, Bilder und Formulierungen hätten Darstellungswert für etwas, was er nicht unmittelbar erlebt, nämlich für Leistungen seines nervösen Systems“. v. Weizsäcker meint bei seinem Verfahren „die Methode der Psychoanalyse und damit die Hauptstücke ihrer Erkenntnis als so weit feststehend“ voraussetzen zu können, „daß wir es wagen dürfen, auch von einem anderen Standpunkt aus an Ergebnisse heranzutreten, die vorher durch eine Psychoanalyse gewonnen wurden“. Ich kann die Voraussetzung nicht anerkennen und auf dem Wege der Darstellung und Interpretation dieses Falles von Miktionsstörung bleibt mir alle Überzeugung aus.
An Tieren beobachteten Bergmann und Katsch (Dtsch. med. Wschr. 1913) durch ein Zelluloidfenster in der Bauchwand plötzliches Erblassen und Stillstehen des Darmes bei Unlustreizen. Bei Darbietung von Futter wird die Darmbewegung schon bei Erblicken der Nahrung angeregt.
Die älteren Arbeiten in Wundts physiologischer Psychologie. — Lehmann: Die körperlichen Äußerungen psychischer Zustände. Leipzig 1899. — Neuere: Weber, Ernst: Der Einfluß psychischer Vorgänge auf den Körper. Berlin 1910. — Veraguth: Das psychogalvanische Reflexphänomen. Mschr. Psychiatr. 21, 397; 23, 204. — Zusammenfassende Übersicht: Leschke: Die körperlichen Begleiterscheinungen seelischer Vorgänge. Arch. Psychol. (D.) 21, 435 (1911); 31, 27ff. (1914).
Nach der Entdeckung der Abhängigkeit durch Pawlow ist diese Beziehung oft untersucht worden, so von Schrottenbach: Z. Neur. 69, 254 (Literaturverzeichnis). Taspe A 7
Gregor u. Gorn: Zur psychopathologischen und klinischen Bedeutung des psychogalvanischen Phänomens. Z. Neur. 16, 1 (1913). — Vgl. ferner Gregor in. Zaloziecki: Klirn. psych. u. nerv. Krankh. 3, 22. — Gregor: Arch. Psychol. (D.) 27, 241 (1913). — Die Beeinflussung des psychogalvanischen Phänomens durch Suggestion in der Hypnose stellte F. Georgi fest: Arch. Psychiatr. (D.) 62, 271 (1921).
Bumke: Die Punillenstörungen bei Geistes- und Nervenkrankheiten, 2. Aufl. Jena 1911.
Knauer: Z. Neur. 30, 319. - Enebuske: Von der vasomotorischen Unruhe der Geisteskranken. Z. Neur. 34, 449.
Wiersma: Z. Neur. 19, 1.
Jong. de: Z. Neur. 69, 61 (dort auch ausführliches Literaturverzeichrnis aer Arbei en über die pletysmographische Kurve). — Gleichzeitige Registrierung der Blutdruckkurve und der Volumkurve bildet die Grundlage des Buches von H. Bickel: Die wechselseitigen Beziehungen zwischen psychischem Geschehen und Blutkreislauf mit besonderer Berücksichtigung der Psychosen. Leipzig 1916.
Weinberg: Z. Neur. 85. 543; 86, 375 (1923): 93, 421 (1924)
Berger.: Arch. Psychiatr. (D.) 87, 527 (1929). -- Allg. Z. Psychiatr. 108, 554 (1938). — Jung, Richard: Das Elektrencephalogramm und seine klinische Anwendung. Nervenarzt 12, 569; 14, 57, 104 (1941).
Zusammenfassend: Ebbecke, U.: In Handbuch der Physiologie, Bd. 17 (Bethe und Bergmann) 1926. — Pötzl: Der Schlaf. München 1929. — Der Schlaf erausgeg. von Sarason. München 1929. — Allgemeinverständlich: Winterstein ans: Schlaf und Traum. Berlin 1932.
Über Wesen und Behandlung der Schlaflosigkeit die Referate von Gau pp, Goldschheider u Faust: Wies g baden (Kon r inn Med 1913)
Trömner: Die Vorgänge beim Einschlafen. J. Psychiatr. 17, 343. a Pelz: Über eine eigenartige Störung des Erwachens. Z. Neur. 2, 688.
Blasenbildung auf der Haut: Kohnstamm u. Pinner: Verh. dtsch. derm. Ges. 10 (1908). --Heller u. Schultz: Münch. med. Wschr. 1909 II, 2612. — Schindler: Nervensystem und Spontanblutungen. Berlin 1927 (darin über Stigmatisierte). — Pollak: Zur Klinik der Stigmatisation. Z. Neur. 162. 606 (1938). — Fieber: Mohr: Münch. med. Wschr. 1914 II, 2030. — Kohnstamm: Z. Neur. 23, 379. Anm. zumeist Suggestion der kurz vorher erlebten Krankheitszustände, welche Fieber hervorriefen. — Eicheberg: Dtsch. Z. Nervenhk. 68–69, 352 (1921). — Menstruation: Kohnstamm: Ther. Gegenw. 1907. — Heilung von Warzen: Bloch: Klirn. Wschr. 1927 II, 2271. — Veränderungen des Stoffwechsels: Grafe: Münch. med. Wschr. 1921. — Veränderung der Art der Magensaftsekretion: Heyer: Arch. Verdgskrkh. 27, 29 (1920/21). — Pankreassekretion: Hansen: Dtsch. Arch. klirr. Med. 157 (1927). 2 Schultz, J. H.: Das autogene Training, S. 75. Leipzig 1932.
Gruhle: Psychiatrie für Ärzte, 2. Aufl., S. 93. Berlin 1922.
Er ist ein seltenes Vorkommnis auch bei Psychopathen, als Reaktion unter dem Namen „affektepileptischer Anfall“ beschrieben worden, z. B. Bratz: Die affektepileptischen Anfälle der Neuropathen und Psychopathen. Mschr. Psychiatr. 29, 45, 162 (1911). -- Stahlmann: Allg. Z. Psychiatr. 68, 799.
Kümmel, W.: Entstehung, Erkennung, Behandlung und Beurteilung seelisch verursachter Hörstörungen bei Soldaten. Beitr. Anat. usw. Ohr usw. (von Passow u. Schaefer) 11, H. 1–3 (1918).
Beck, K.: Über Erfahrungen mit Stimmstörungen bei Kriegsteilnehmern. Beitr. Anat. usw. Ohres usw. (1918).
Wilmanns: Die leichten Fälle des manisch-depressiven Irreseins (Zyklothymie) und ihre Beziehungen zu Störungen der Verdauungsorgane. Leipzig 1906. — Dreyfus: Nervöse Dyspepsie. Jena 1909. — Homburger: Körperliche Störungen bei funktionellen Psychosen. Dtsch. med. Wschr. 1909 I.
Vgl. besonders Briquet, Charcot, Gille de la Tourette, Richer, Möbius, Babinski und die zusammenfassenden Darstellungen von Binswanger: Die Hysterie. Wien 1904; und von Lewandowsky: Die Hysterie. Berlin 1914.
Poehlmann • Münch med Wschr 1915 II
Vgl. Glaser: Beitrag zur Kenntnis des zerebralen Fiebers. Z. Neur. 17, 493. — Vgl. oben die Wirkungen der Hypnose. — Zusammenstellung bei Lewandowsky: Hysterie, S. 63 ff. — Die Dissertation von Weinert: Über Temperatursteigerungen bei gesunden Mensehen (Heidelberg 1912), enthält ein Literaturverzeiehnis aus einem verwandten Problemkreis.
von Bergmann: Dtsch. med. Wschr. 53, 2057ff. (1927): „Sagte ein älterer Kliniker, daß unter 10 Magenpatienten 9 eine nervöse Dyspepsie hätten, so ist heute nicht einmal mehr das umgekehrte Verhältnis richtig.“ „Die Annahme des schlechthin Nervösen oder Neurotischen erscheint mir für eine Unzahl von Fällen nichts als ein allzu bequemer Ausweg, wenn der wirkliche Zusammenhang eines Leidens nicht restlos erfaßt ist.“ „In der Praxis wird die Diagnose Neurose in der Mehrzahl der Fälle zur Fehldiagnose.“
Mita. Mschr. Psychiatr. 32, 159.
Kohnstamm: Z. NNeur. 32. 357.
Rahm: Der Nervenarzt 3, 9 (1930).
Hansen: Der Nervenarzt 3, 513.
Alkan, Leopold: Anatomische Organerkrankungen aus seelischer Ursache. Stuttgart: Hippokrates-Verlag 1930.
Weizsäcker, V. v.: Studien zur Pathogenese. Leipzig 1935.
Marx,: Innere Sekretion (Handbuch der inneren Medizin von Bergmann u. a. Bd. VI, 1, S. 422).
Wittkower: Nervenarzt 3, 206.
Heyer, Gustav R.: Der Organismus der Seele. München 1932.
Reichardt: Untersuchungen über das Gehirn, II. Teil: Hirn und Körper. Jena 1912. — Rehm, 0.: Über Körpergewicht und Menstruation bei akuten und chronischen Psychosen. Arch. Psychiatr. (D.) 61, 385 (1919).
Haymann: Menstruationsstörungen bei Psychosen.Z. Neur. 15, 511 (1913).
Voß, S.: Das Cushingsche Syndrom als Initialerscheinung bei Schizophrenie. Z. Neur. 165.
Gjessing, R.: Beiträge zur Kenntnis der Pathophysiologie des katatonen stupors usw. Arch. Psychiatr. (D.) 96, 319, 393 (1932); 104, 355 (1936) ; 109, 525 (1939).
Jahn, D. u. H.Greying: Untersuchungen über die körperlichen Störungen bei katatonen Stunoren und der tödlichen Katatonie. Arch. Psy hiatr (D) 105 105 (1936)
Stauder. Arch. Psychiatr. (D.) 102, 614.
Scheid, K. F.: Febrile Episoden bei schizophrenen Psychosen. Leipzig 1937; vgl. Scheid. K. F.: Die Somatopathologie der Schizophrenie Z Neur 163 585 11938)
Scheid, K. F.: Nervenarzt 10, 228.
Rights and permissions
Copyright information
© 1946 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Jaspers, K. (1946). Die Symptome des Seelenlebens in körperlichen Begleit- und Folgeerscheinungen (Somatopsychologie). In: Allgemeine Psychopathologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-52895-8_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-52895-8_4
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-52896-5
Online ISBN: 978-3-642-52895-8
eBook Packages: Springer Book Archive