Zusammenfassung
Die Entwicklung zahlreicher Störungen glauben wir am besten verstehen zu können, wenn wir der psychischen Verarbeitung eines psychischen (durch die Sinnesorgane vermittelten) Erlebens nachforschen. Man hat sie unter verschiedenen Namen zusammengefaßt (psychoreaktive oder psychogene Störungen, Entwicklungsstörungen der Persönlichkeit u. a.), von denen keiner ganz befriedigt.
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Referenzen
Man hat auch die „Reaktionen“ als akute und vorübergehende Störungen den „Entwicklungen“ als langdauernde und eher endgültige Vorgänge gegenübergestellt; es ist aber zu bedenken, daß auch die kurzdauernden Reaktionen Episoden in einer Persönlichkeitsentwicklung sind und daß umgekehrt die Persönlichkeitsentwicklung aus einer ununterbrochenen Kette von Reaktionen dem Verständnis nähergebracht wurde.
Oft passiert es jemandem, daß er zu seinem Ärger nachlässiger, gekünstelter oder sonstwie anders gekleidet und aufgemacht daherkommt, als er möchte. So stark drängen sich irrationale, unbewußte Wünsche nach Ausdruck des eigenen Wesens in die Gestaltung des Lebensstils ein !
Gatjpp: Zur Psychologie des Massenmords, Bd. 1, Heft 3 der Verbrechertypen, herausgegeben von W. Gruhle und A. Wetzel. Berlin: Julius Springer 1914.
Das ist der Grund, warum nicht nur praktisch, sondern auch prinzipiell eine scharfe Grenze zwischen Paranoia und Norm bzw. bloßer Psychopathie nicht zu ziehen ist.
Kbetschmer, E.: Medizinische Psychologie. Leipzig: Georg Thieme 1926.
Wie das Gemeinschaftsgefühl die Angst dämpfen kann, so kann der Funke der Angst umgekehrt unter ungünstigen Umständen in der Masse besonders stark zünden und zu Panik führen. Zu Panik prädisponiert Mißtrauen innerhalb der Gemeinschaft, Mißerfolge, UJnkenntnis der eigenen Lage, Erschöpfung, Dunkelheit. Panische Angst ist so elementar, daß Menschen und Tiere gemeinsam von ihr ergriffen werden und sich damit gegenseitig anstecken.
Ein sehr intelligentes Mädchen in der nämlichen Situation zerstörte in der unbewußten Manier Geschirr, zum Teil in kurzen Ohnmachten, bis uns der Zusammenhang klar wurde.
Eine andere Art der Entladung ist der Selbstmord.
Während der Hysteriker den Schwierigkeiten des Lebens aktiv mit Schaustellungen und anderen Mätzchen begegnet, kann die Neurasthenie als eine im Sinne der Konstitutionslehre „asthenische Reaktion“ aufgefaßt werden. So angesehen wäre der Name doch richtig, nur ist er bis jetzt von niemandem so aufgefaßt worden, und er würde noch andere Krankheiten bezeichnen, namentlich die Zwangskrankheiten und z. B. auch den sensitiven Beziehungswahn.
Zum Teil können bei Rindenschädigungen ähnliche Lokalisationen auftreten; doch sind das Seltenheiten.
Als Clavus hystericus bezeichnete man auf kleine Stellen, meist neben der Pfeilnaht, lokalisierte bohrende Schmerzen. Die Kranken klagten, es sei, als ob ihnen ein Nagel in den Kopf geschlagen würde. Diese Symptomwahl ist heute selten geworden; statt über Clavus klagen die modernen Kranken mehr über migräneartige Schmerzen.
„Der Simulant will krank scheinen, der Hysteriker krank sein.“
Bleuler, E.: Das Faxensyndrom. — Psychiatr.-neurol. Wschr. 1910/11, 375.
Vischer: Die Stacheldrahtkrankheit. — Zürich: Rascher 1918.
Auch sonst wird das Verbrechen oder die Verurteilung häufig nachträglich vollständig von der Erinnerung abgesperrt.
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Bleuler, E. (1960). Die krankhaften Reaktionen („psychoreaktive“ oder „psychogene“ Störungen). In: Lehrbuch der Psychiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-52660-2_11
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