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Part of the book series: Monographien aus dem Gesamtgebiete der Psychiatrie ((PSYCHIATRIE,volume 102))

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Zusammenfassung

Leiblich zu empfinden und gegenwärtig zu sein, einen Körper zu haben, ihn zu spüren und sich durch ihn auszudrücken — das sind grundlegende Weisen unseres Erlebens und Daseins. Weil sich alle Formen von krankhafter Störung immer auch im Leiblichen artikulieren, wird die Leiblichkeit auch zur zentralen Kategorie für das Verständnis psychischer Krankheit. Dies zeigt sich bereits vordergründig an der Vielfalt unmittelbar leibbezogener Symptome und Syndrome, denen wir in der Psychiatrie begegnen: etwa der Konversion, der Somatisierung, Hypochondrie oder Essstörung, den depressiven Vitalstörungen oder den psychotisch veränderten Leibempfindungen und Coenästhesien. Hinter solchen Einzelsymptomen stehen aber grundlegendere Abwandlungen der Leiblichkeit in psychischen Krankheiten. Sie kommen erst in den Blick, wenn der Leib nicht als begrenzter Körper, sondern als Zentrum räumlichen Existieren aufgefasst wird, von dem gerichtete Felder von Wahrnehmung, Bewegung, Verhalten und Beziehung zur Mitwelt ausgehen. Leiblichkeit in diesem umfassenden Sinn transzendiert den Leib und bezeichnet dann das in ihm verankerte Verhältnis von Person und Welt bis hin zu ihren sozialen und ökologischen Beziehungen. Eine so verstandene Psychopathologie der leiblichen Existenz beschränkt sich daher nicht auf somatische Symptome, sondern betrachtet den seelisch kranken Menschen in seiner leiblich-räumlichen Welt; sie wird zu einer ökologischen Psychopathologie.

„Aber der Gesunde, dessen Seele offen geworden ist an den Grenzen, untersucht im Psychopathologischen, was er selber der Möglichkeit nach ist ...“

Karl Jaspers (1973, 658)

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Literatur

  1. Hier seien nur einige zentrale Texte der genannten Autoren genannt: M. Scheler 1974, 1980; E. Straus 1956, 1960; M. Merleau-Ponty 1965; H. Schmitz 1965, 1989.

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  2. Den historischen Prozess der Introjektion des leiblichen Erlebens in die unräumliche Innenwelt der Seele hat Hermann Schmitz in seiner breit angelegten Leibphänomenologie ausführlich analysiert; vgl. insbesondere Schmitz 1965, 1989, ferner Fuchs 2000a, 21 ff., 206ff.

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  3. Vgl. Merleau-Ponty 1965, 126, 174; der Begriff der intercorporéité findet sich bei MerleauPonty 1960, 213.

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  4. In diesem Sinn schrieb bereits Kurt Schneider in seiner „Klinischen Psychopathologie“ (1992, 46): „Der psychotische Mensch ist nicht weniger ein in sich geschlossener Mikrokosmos als die normale Persönlichkeit oder der Leib“.

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© 2000 Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, GmbH & Co. KG Darmstadt

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Fuchs, T. (2000). Einleitung. In: Psychopathologie von Leib und Raum. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Psychiatrie, vol 102. Steinkopff, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-52489-9_1

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  • Publisher Name: Steinkopff, Heidelberg

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