Zusammenfassung
Planung setzt nie im leeren Raum an, Planung setzt an Zuständen an, welche veränderungswürdig sind, und produziert wiederum Zustände, welche zumindest teilweise Anstoß für weitere Planung geben: Planung ist stets Umplanung.
Planung besteht u.a. aus rationalem Umgang mit knappen Gütern. Ohne die Knappheit des Gutes ‘Zeit’ würde Handeln und daher auch geplantes Handeln unnötig: Planung erfordert daher u.a. sinnvolles Einteilen von Vorgehensweisen. Hieraus erklärt sich die Bedeutung des Regelkreis- und Phasenprinzips für die Planung.
Planung enthält sicher auch wichtige statische Bestandteile: Die zweckgerechte Verarbeitung von Entscheidungsprämissen zu Entscheidungsvorschlägen beschäftigt ganze wissenschaftliche Disziplinen.
Die Erarbeitung dieser Entscheidungsprämissen ist nicht nur in diesem Sinne von primärer Bedeutung; vielmehr liegen hier Probleme einer Planungstheorie und Planungspraxis, deren Bedeutung immer mehr erkannt wird. Dynamische Vorgänge wie Kommunikations- und Aushandlungsprozesse nehmen eine zentrale Position ein. Begriffliche Klarheit ist eine Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit solcher Prozesse.
Eingeklammerte Ziffern im Beitrag beziehen sich auf die Anmerkungen, S. 470–474.
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Anmerkungen
Eva-Maria KREUZ, Universität Stuttgart, unveröffentlichtes Manuskript
Es ist natürlich problematisch, überhaupt von der “richtigen” Anweisung sprechen zu wollen. Doch kann Ausbildung und Erfahrung von unterschiedlicher Qualität sein. Daher können auch hier Störgrößen lokalisiert werden
Vgl. für das Weitere die allgemeinen Anforderungen, welche an Axiomensysteme gestellt werden: 1. Widerspruchsfreiheit/”Wahrheit”; 2. Vollständigkeit; 3. Unabhängigkeit; 4. Evidenz/Formale Einfachheit
“Wahr” im Sinne der Realwissenschaften heißt: nachprüfbar durch das Experiment (induktive Logik), “wahr” im Sinne der Formalwissenschaften heißt: beweisbar aus anderen wahren Sätzen (deduktive Logik), “wahr” im Sinne der Humanwissenschaften heißt: durch Überzeugung begründbar. Siehe z.B. MASER, S.: Wissenschaftstheoretische Grundlagen der Informatik, IBM Nachrichten 217, Oktober 1973
MASER, S.: Einige Bemerkungen zum Problem einer Theorie des Designs, Manuskript nach einem Vortrag anläßlich der Hannover-Messe, gehalten am 22.4.1972
Das scheitert schon an den unterschiedlichen Wahrheitsbegriffen der verschiedenen Wissenschaften, im speziellen aber an der möglichen Nichtwiderlegbarkeit von einander widersprechenden Annahmen über die Realität. Das Beibehalten einer Hypothese über die Realität wird wesentlich beeinflußt von dem Schaden, den man befürchtet, falls man sie fälschlicherweise verwirft
Interessant sind hierbei die unterschiedlichen Auffassungen über das, was eigentlich die wichtigsten Elemente der Planungs-/Entscheidungsprozesse sind! Vgl. z.B. ZANGEMEISTER, Chr.: Die Methodik der Systemtechnik. In: Nutzwertanalyse in der Systemtechnik — Eine Methodik zur multidimensionalen Bewertung und Auswahl von Projektalternativen, 2. Aufl., München 1971
RITTEL, H.: Der Planungsprozess als iterativer Vorgang von Varietätserzeugung und Varietätseinschränkung, Arbeitsberichte zu Planungsmtheodik 4, Stuttgart/Bern 1970
KIRSCH, W.: Die Phasen des Entscheidungsund Problemlösungsprozesses. In: Entscheidungsprozesse I, Wiesbaden 1970
ALTMANN, E.: Einführung in die Planungs- und Entscheidungstheorie — Nutzwertanalyse, Lehrgangsunterlage des. Informatik-Kollegs der GMD, Schloß Birlinghoven 1974
Man denke z.B. an den in den Wirtschaftswissenschaften verwendeten Begriff der Opportunitätskosten! Das sind die Kosten, welche dadurch entstehen, daß für einen speziellen Zweck eingesetzte Mittel anderen, alternativen Verwendungsmöglichkeiten entzogen werden (Kosten = entgangener Nutzen)
Man denke an Begriffe wie “Erwartungsnutzen” in der statistischen Entscheidungstheorie, an “Kapitalwert” im Rahmen der Investitionsrechnung, aber auch an analytische Prognoseverfahren
Präziser: ihrer in G bewirkten Teilflächen
Vgl. z.B. Bezeichnungen wie “Leitbild”/”Leitlinie”, “regulative Ziele”/”operative Ziele”, “Oberziele”/”Unterziele”, “allgemeine Ziele”/”spezielle Ziele” usf.
Vgl. für das Folgende u.a. OBERNDÖRFER, D.: Die logische Analyse von Zielen und Zielkategorien, im Anlagenband des Ersten Berichts zur Reform der Struktur von Bundesregierung und Bundesverwaltung, vorgelegt von der durch die Bundesregierung am 25.9.1968 beschlossenen Projektgruppe für Regierungs- und Verwaltungsreform beim Bundesminister des Innern, August 1969
Das Ziel “Die Bauleitpläne müssen den Wohnbedürfnissen der Bevölkerung dienen” entsteht durch Klassenbildung über alle Personen der gesamten Bevölkerung, über “alle” relevanten Umweltsituationen und über die Gruppe der Wohnbedürfnis-Leistungsmerkmale. Dabei wird durch “Die Bauleitpläne müssen...” angedeutet, daß es sich hier um eine “conditio sine qua non” handelt. Das Ziel “Krankenhäuser sollen der Wiederherstellung der Gesundheit dienen” bezieht sich auf diejenigen Personen, welche mit einem Krankenhausaufenthalt während ihres Lebens rechnen, auf die Situation “Krankheitsfall” (Unfall, Inneres, Nerven,...) und die Gruppe der Leistungsmerkmale, welche für die Funktionsfähigkeit der solche Krankenhausbauten zwecks Wiederherstellung der Gesundheit benutzenden sozio-technischen Systeme erforderlich sind
Siehe unter III. 1: Ziele als Flächen und “Nutzen” als Flächenanteile
Nach KLAUS, G., BUHR, M.: Marxistisch-Leninistisches Wörterbuch der Philosophie, Reinbeck bei Hamburg 1972
Siehe z.B. MASER (Anm. 5)
Vgl. BIASIO, S.: Entscheidung als Prozeß, Berlin, Suttgart, Wien 1969
Auf die Problematik der “Nutzenunabhängigkeit”, welche im Falle einer linearen Syntheseregel vorausgesetzt wird, sei in diesem Zusammenhang nur hingewiesen!
Vgl. BERTHEL, J. unter “Operationalität” in: Ziel-orientierte Unternehmenssteuerung. Die Formulierung operationaler Zielsysteme, Stuttgart 1973: “Bei der Frage, was denn die Notwendigkeit einer solchen übergeordneten Zielvorstellung ausmache, wird offenkundig, daß man in einen unendlichen Regreß der Zielformulering gerät. Ihm kann nur durch Abbrechen begegnet werden.”
Vgl. zum Folgenden die Ebenen (“Sachliche Dimension”) des “Planungsmodells” der “Projektgruppe Planungsdidaktik” an der Universität Stuttgart, Fachbereich Bauplanung, 1975/76
Man macht sich das besonders bzgl. ökonomischer Ziele klar, wenn man das oben angeführte Krankenhausbeispiel untersucht: Zu Beginn der Argumentationskette liegen sicher auch ökonomische Ziele vor, da der Bau auch Finanzmittel verbraucht. Die Kette endet bei Aussagen über gesamtwirtschaftlichen Nutzen
LUHMANN, N.: “Es ist aber interessant, daß die recht heterogenen Ansätze zu einer Entscheidungstheorie aus den Wirtschaftswissenschaften und der Psychologie, der Statistik, der technisch-mathematischen und der sozialpsychologischen Kommunikationstheorie und aus der Politikwissenschaft jeweils wichtige Pinselstriche zu einem verständlichen Gesamtbild beitragen”, in: Theorie der Verwaltungswissenschaft, Köln und Berlin 1966
Vgl. z.B. GÄFGEN, G.: “Die Ökonomie hat sich infolge ihres mangelnden Kontaktes mit der Psychologie in manchmal recht dilettantische Diskussionen über die “Meßbarkeit des Nutzens” verstiegen...”, in: Theorie der wirtschaftlichen Entscheidung, 3. Aufl., Tübingen 1974
Von der Tendenz her wird in den präskriptiven (normativen) Entscheidungstheorien versucht, die Frage “Wie soll sich ein Mensch in bestimmten Situationen entscheiden” zu beantworten, während die zentrale Fragestellung der deskriptiven Entscheidungstheorie in der Beschreibung, Erklärung und Prognose von Entscheidungsverhalten besteht. Stärkeres Vordringen von Entscheidungstechniken in der Praxis führt dazu, daß ein technik-gemäßes Verhalten immer häufiger beobachtbar ist, sei es, ob dieses Verhalten in einem bewußt geplanten Anwenden dieser Techniken besteht, oder ob diese Verhaltensweisen bereits in unbewußtes Routineverhalten übergegangen sind. Zudem liefern beobachtete Daten nur dann Informationen für den Benutzer dieser Daten, wenn er bereits Hypothesen über das betrachtete Phänomen besitzt, deren Stützung bzw. Verwerfung er mit Hilfe dieser Daten anstrebt. Das Interesse an der Gültigkeit solcher Hypothesen über menschliches Entscheidungsverhalten beruht im allgemeinen aber auf der Ansicht, der Mensch müsse es — bewußt oder unbewußt — für richtig halten, sich in einer ganz bestimmten Weise zu verhalten. Beispielsweise müsse das betrachtete Phänomen in gewissen Situationen, in denen der Betrachter nicht genau weiß, wie er sich verhalten wird, “gefälligst” ebenfalls unschlüssig sein und dazu noch die gleichen Alternativen zur Auswahl heranziehen, welche er, der Beobachter als Möglichkeit entdeckt. Damit ist bereits ein normativer Aspekt angedeutet. Siehe hierzu auch RITTEL, H.: Zur wissenschaftlichen und politischen Bedeutung der Entscheidungstheorie. In: Forschungsplanung. Krauch, H., Kunz, W., Rittel, H. (Hrsg.). München und Wien 1966
Von der Tendenz her wird in den “offenen” gegenüber den “geschlossenen” Modellen versucht, die Berücksichtigung des Entstehens von Entscheidungsproblemen, der Informationsgewinnung und die Beeinflussung des Prozeßverlaufs durch die Umwelt bei der Benutzung eines solchen Modells zu ermöglichen. Wachsende Erkenntnis über den jeweiligen Gegenstandsbereich der Planung ermöglicht eine höhere Präzision der jeweiligen Theorie und führt daher zu einem höheren Formalisierungsgrad der Modelle. Was vorher “offen” war, “außen” war, rückt jetzt als Strukturaussage nach “innen” in das Modell hinein
SPINNER, H.F.: “Modelle finden sich in allen Wissenschaften. Während jedoch in den Formal- und Naturwissenschaften der Einsatz von Modellen auf präzisen Modellbegriffen basiert und durch detaillierte Theorien über Struktur und Funktion der Modelle gesteuert wird, ist das “Modell-Denken” in den Sozialwissenschaften weitgehend durch einen vagen, willkürlichen und ausschweifenden Gebrauch des Ausdrucks “Modell” gekennzeichnet, hinter dem sich nur selten eine brauchbare Theorie der Modelle verbirgt.”, unter “Modelle und Experimente” in: Handwörterbuch der Organisation. Grochla, E. (Hrsg.). Stuttgart 1969
Vgl. das “Planungsmodell” der “Projektgruppe Planungsdidaktik” an der Universität Stuttgart, Fachbereich Bauplanung, 1975/76
Eine Situation ist für ein betrachtendes Subjekt multivalent, wenn sie durch eine prinzipielle Offenheit für die Wahl von Verhaltensmöglichkeiten- gekennzeichnet ist
Vgl. GRÜN, O.: “Entscheidung”. In: Handwörterbuch der Organisation. Grochla, E. (Hrsg.). Stuttgart 1969
Nach BIASIO, S.: Entscheidung als Prozeß, Berlin, Stuttgart, Wien 1969.
Vgl. auch LUHMANN, N. unter “Herstellung bindender Entscheidungen” in: Theorie der Verwaltungswissenschaft, Köln und Berlin 1966
Vgl. das “Arrow’sche Unmöglichkeitstheorem”: ARROW, K.J.: Social Choice and Individual Values, 2. Aufl., New York 1963
KRELLE, W.: Präferenz- und Entscheidungstheorie, Tübingen 1968
HOERNKE, H.: Politische Entscheidung als Sozialwahl, Zeitschrift für die gesamte Staatswirtschaft, 127. Band/3. Heft, Juli 1971
Auf die Problematik der Bestimmbarkeit dieser Merkmale sei hier nur am Rande verwiesen. Prognosemodelle, Simulation, Planspiele sind hierbei wertvolle Hilfsmittel. Zur Fragwürdigkeit von “Mehr Wissen bringt mehr Kontrolle” siehe u.a. TENBRUCK: Zur Kritik der planenden Vernunft, Freiburg, München 19 72. Alternativen liegen im allgemeinen nicht konkret, sondern nur im Entwurf vor. Bekannt sind Entwurfsmerkmale. Die entscheidungsrelevanten Merkmale sind im allgemeinen unbekannt. Ihre Abhängigkeit von den Entwurfsmerkmalen beruht meistens nur auf Spekulationen. Man denke hierbei an die bereits bei rein technischen Objekten auftretenden Probleme
Siehe z.B. MUSSO, A., RITTEL, H.: Über das Messen der Güte von Gebäuden. In: Arbeitsberichte zur Planungsmethodik 1. Joedicke, J. (Hrsg.). Stuttgart 1969
Siehe weiter unten unter III.4.C
Siehe u.a. SCHNEEWEISS, H.: Nutzenaxiomatik und Theorie des Messens, Statistische Hefte. Menges, G. (Hrsg.)/ 4. Jahrg. Heft 1, Frankfurt/Main 1963
Zur Vertiefung siehe z.B. SCHNEEWEISS (Anm. 37), COOMBS, C.H., DAWES, R.M., TREVSKY, A.: Mathematical Psychology, New Jersey 1970
“im schlimmsten Fall” heißt: “Ohne Notwendigkeit der Anrufung höherer Instanzen” usf.
Siehe z.B. SCHNEEWEISS (Anm. 37)
Beispielsweise gehörten hierher noch die begriffliche Klärung dessen, was unter “Kontext”, “Mittel”, “Leistung” usf. zu verstehen sei, und wie diese untereinander und mit den hier behandelten Begriffen “Ziel”, “Entscheidung”, “Bewertung” zusammenhängen. Vgl. hierzu das “Planungsmodell” der Projektgruppe Planungsdidaktik an der Universität Stuttgart, Fachbereich Bauplanung, 1975/76
Vgl. hierzu PETRI, CA.: Kommunikationsdisziplinen, interner Bericht 76–1 des Institutes für Informationssystemforschung der GMD, Bonn 1976
Siehe hierzu MASTER, S.: Methodische Grundlagen zum Entwerfen von Lösungen komplexer Probleme, Arbeitsberichte zur Planungsmethodik 4, Stuttgart/Bern 1970
Vgl. hierzu JOERGES, B.: Partizipatorische Planung — Teilnahme an der Planung oder Planung der Teilhabe? Arbeitsberichte zur Planungsmethodik 6, Stuttgart/Bern 1972
Nach JOERGES (Anm. 44)
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Altmann, E. (1976). Grundvorstellungen zur Entscheidungsplanung. In: Rödig, J., Altmann, E., Baden, E., Kindermann, H., Motsch, R., Thieler-Mevissen, G. (eds) Studien zu einer Theorie der Gesetzgebung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-52190-4_26
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