Zusammenfassung
Die „wahre“ Realität zu wissen und sie zu berücksichtigen, entspricht einer wissenschaftlichen Haltung. Doch zu oft (Staehle 1987) ist es den großen und kleinen Managern mit ungeahnten Folgen nicht geglückt, ihre Realität zu erkennen. Das tapfere Schneiderlein bildet sich eine falsche Realität ein, sieben auf einen Streich. Das sich an einer falschen Realität entzündende Selbstbewußtsein macht im Schneiderlein ungeahnte, geistige Kräfte frei. Der Hans-Guck-in-die-Luft ist eine weitere, realitätsfremde Kinderfigur, während die Königin im Schneewittchen von ihrem Spiegel belehrt wird, wer die Schönste im ganzen Lande sei.
Mit Realitätsbezug ist gemeint, daß der Mitarbeiter eines sozialen Systems fähig ist, die Realität des Umfeldes und die eigene Wirklichkeit wahrzunehmen, darüber zu denken, sie zu fühlen und bei Bedarf den Willen darnach zu richten.
Die Aufmerksamkeit gilt der Frage: Wie kann der Realitätsbezug der Mitarbeiter gefördert und ausgebildet werden?
Ich betrachte den Menschen als selbstverantwortlich werdend und seiend. Deshalb muß der Mensch seine Realität, die immer individuell ist, selbst erfassen. Als Wissenschafter des Individuellen Mach, 1989) versucht er seine Realität möglichst objektiv in sein Denken, Fühlen und Handeln einzubeziehen. Objektiv heißt, ein anderer Mensch in derselben Lage und im Ringen um die Objektivität würde die individuelle Realität gleich erfahren. Es wird vorausgesetzt, daß die Objektivität wünschbar ist. Es ist das einzige Kriterium wissenschaftlicher Arbeit, das auch im Fall der Individualität noch gelten kann.
Der nachfolgende Abschnitt befaßt sich mit verschiedenen Aspekten der Realitätserfassung. Die Wahl des Ausschnittes der Realität, Unterscheidung von direktem und indirektem Realitätsbezug, die Fragen, für wen die Abbildung der Realität bestimmt ist und welchen Zielen der Realitätsbezug dient, werden aufgeworfen und beantwortet. Wegleitend ist eine Gegenüberstellung des kognitiven Weges zur Willensbildung und des Vorgehens von Lievegoed, bei dem das Denken, Fühlen und Wollen des Menschen bewußt einbezogen wird und als verschiedene Qualitäten des Arbeitens betrachtet werden. Dieses Modell bildet die Gliederung des dritten Abschnittes, in dem die Blockaden betrachtet werden.
Dabei ist zwischen bewußten und unbewußten Barrieren und zwischen direkter Beobachtung der Realität und deren Vermittlung zu unterscheiden. Gleichzeitig wird auch der Frage nachgegangen, wie sich die Barrieren überwinden, umgehen oder beseitigen lassen. Der erste Unterabschnitt befaßt sich mit der Rolle der Sozialwissenschaften bei der Realitätserfassung. In den folgenden Unterabschnitten werden die kognitiven, die affektiven und die Barrieren der Willensbildung und deren Behandlung dargestellt.
Der letzte Abschnitt stellt einige Erkenntnisse zur Förderung und Ausbildung von Mitarbeitern zwecks besserer Realitätserfassung vor.
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Tlach, P. (1992). Ausbildung und Förderung der Mitarbeiter im Realitätsbezug. In: Lattmann, C., Probst, G.J.B., Tapernoux, F., Norek, C., Siemers, S.H.A. (eds) Die Förderung der Leistungsbereitschaft des Mitarbeiters als Aufgabe der Unternehmensführung. Management Forum. Physica, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-52085-3_15
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