Zusammenfassung
Die Frage nach der ökonomischen Effizienz eines Währungsraums wurde erstmals 1961 von Mundell unter dem Begriff der “Theorie der optimalen Währungsräume” in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt2. In Reaktion auf Mundells Ansatz und vor dem Hintergrund der politischen Diskussion über die Zukunft des Festkurssystems von Bretton-Woods entstanden in der Folgezeit eine Reihe von wegweisenden Arbeiten zum gleichen Thema, doch 1973 stellte Mundell fest, “the dynamics of the theory of optimum currency areas is still unwritten”3. Heute über zwanzig Jahre später ist die wirtschaftswissenschaftliche Theorie hier um einiges fortgeschritten4, allerdings bewegen sich die bisherigen Forschungsarbeiten nahezu ausschließlich in eine Richtung. Zumeist beeinflußt vom Streben der (West-)Europäer zur Schaffung einer gemeinsamen Währung wird die Frage des Übergangs von bisher eigenständigen Währungen hin zu einer Währungsunion diskutiert (Währungsintegration). Kaum erschlossen ist in der bisherigen theoretischen Diskussion hingegen die umgekehrte Wegrichtung, der Übergang von einer Währungsunion hin zu eigenständigen Währungen5.
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Referenzen
Vgl. Mundell, Robert A. (1961), A Theory of Optimum Currency Areas, in: American Economic Review, Vol. 51, S. 657–665.
Mundell, Robert A. (1973a, S. 11), Introduction, in: Johnson, Harry G./ Swoboda, Alexander K [Hg.], The Economics of Common Currencies, Chicago, S. 11–12.
Für einen Überblick über die Theorie der optimalen Währungsräume vgl. Tavlas, George S. (1993), The ‘New’ Theory of Optimum Currency Areas, in: The World Economy, Vol. 16, S. 663–685;
Melitz, Jaques (1995), The current impass in research on optimum currency areas, in: European Economic Review, Vol. 39, S. 492–500;
Masson, Paul R./ Taylor, Mark P. (1992), Issues in the Operation of Monetary Unions and Common Currency Areas, in: IMF Ocassional Paper, No. 96, S. 37–72;
Kawai, Masahiro (1987), Optimum Currency Areas, in: Eatwell, John/ Millgate, Murray/ Newton, Peter [Hg.], The New Palgrave — A Dictionary of Economics, Vol. 3, S. 740–743;
Tower, Edward/ Willet, Thomas D. (1976), The Theory of Optimum Currency Areas and Exchange Rate Flexibility, Special Studies in International Economics, No. 11, Princeton;
Ishiyama, Yoshihide (1975), The Theory of Optimum Currency Areas: A Survey, in: IMF Staff Papers, Vol. 22, S. 344–383
Grubel, Herbert G. (1970), The Theory of Optimum Currency Areas, in: Canadian Journal of Economics, Vol. 3, S. 318–324.
Einen mit einer von den Anreizstrukturen analogen Fragestellung befaßten Ansatz aus der Finanzwissenschaft liefern Buchanan/Faith (1987), Die untersuchen, ab welchem Zeitpunkt für eine bestimmte Gruppe einer Volkswirtschaft (Separatisten) aufgrund der zu hohen Steuerbelastung bzw. der mangelnden Versorgung mit einem öffentlichen Gut ein Anreiz zur Neugründung eines Staatswesen (“internal exit”) besteht. Sie liefern damit eine Ergänzung zu der spätestens seit Tiebout (1956) in der finanzwissenschaftlichen Theorie breiter diskutierten Alternative der Abwanderung in ein anderes Gemeinwesen (“external exit”).
Vgl. Buchanan, James M/ Faith, Robert L. (1987), Secession and the Limits of Taxation: Toward a Theory of Internal Exit, in: American Economic Review, Vol. 77, S. 1023–1031.
Vgl. die Verwendung der Begriffe “monetary union”, currency union und “currency area”.
Mundell, Robert A. (1961, S. 657), A Theory of Optimum Currency Areas, in: American Economic Review, Vol. 51, S. 657–665.
Vgl. z.B. Fleming, John M (1971), On Exchange Rate Unification, in: Economic Journal, Vol. 81, S. 467–488
Corden, Warner M (1972), Monetary Integration, Essays in International Finance, No. 93, Princeton,
Bofinger, Peter (1994), Is Europe an Optimum Currency Area, CEPR Discussion Paper, No. 915.
Für eine klare Unterscheidung vgl. etwa Vaubel, Roland (1988, S. 224ff), Monetary Integration Theory, in: Zis, George [Hg.], International Economics, London, S. 223–262
Tavlas, George S. (1993, S. 665f), The ‘New’ Theory of Optimum Currency Areas, in: The World Economy, Vol. 16, S. 663–685.
Bei der Diskussion um die Einführung einer einheitlichen europäischen Währung wird derzeit die je nach Land verschiedene Gestaltung der Rückseite der Geldscheine und Münzen diskutiert. Auch eine solche, zur Beruhigung der nationalen Gefühle in den Mitgliedsstaaten gedachte, Maßnahme verletzt schon in Teilen das Grundprinzip einer Währungsunion, nämlich die Nichtunterscheidbarkeit des Geldes innerhalb der Mitgliedstaaten.
Zu den ökonomischen Auswirkungen der Aufspaltung der Unionszentralbank auf mehrere Zentralbanken siehe Kapitel II.C.2.1.b.
Auch im deutschen Sprachgebrauch wird der Begriff der Währungsunion gelegentlich auch für eine Wechselkursunion gebraucht. So spricht Feldsieper (1980, S. 546) gar davon, “eine einheitliche Währung ist kein (ökonomisch) unbedingt erforderlicher Tatbestand, damit von einer Währungsunion die Rede sein kann”, vgl. Feldsieper, Manfred (1980), Währungsunionen II — Zielsetzungen und Probleme, in: Albers, Willi u. a. [Hg.], Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft. Band 8. Tübingen, S. 546–562
Der Wechselkurs zwischen diesen Währungen kann hierbei zusätzlich durch ein politisches Versprechen der jeweiligen Regierung fixiert sein. In diesem Fall handelt es sich dann um eine Mischform aus Währungsunion und Wechselkursunion.
Der Begriff der Dollarisierung leitet sich aus dem Umstand ab, daß in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte zumeist der US-Dollar diese Funktion der ausländischen Währung wahrgenommen hat. Als Dollarisierung definieren wir jedoch, die Benutzung “jeder ausländischen Währung”, vgl. Fischer, Stanley (1982, Fußnote 1, S. 2950, Seigniorage and the Case for National Money, in: Journal of Political Economy, Vol. 90. S. 295–313.
I.d.R. ist die Erlaubnis einer Zentralbank zur Erteilung von Krediten auf Wirtschaftssubjekte im juristischen Geltungsbereich der Währung beschränkt (vgl. etwa § 19 (1) Bundesbankgesetz). Durch das Halten von Devisenreserven kann die ausländische Zentralbank jedoch über Forderungen gegen die inländische Zentralbank verfügen. Aufgrund der nur bei Akzeptanzunterschieden beider Währungen erfolgenden Dollarisierung dürfte deren Wert jedoch unter dem der umlaufenden ausländischen Währung liegen.
Mundell, Robert A. (1961, S. 357), A Theory of Optimum Currency Areas, in: American Economic Review, Vol. 51, S. 657–665.
Vgl. ähnlich Kawai, Masahiro (1987, S. 741), Optimum Currency Areas, in: Eatwell, John/ Millgate, Murray/ Newton, Peter [Hg.], The New Palgrave — A Dictionary of Economics, Vol. 3, S. 740–743,
Vaubel, Roland (1988, S. 224ff), Monetary Integration Theory, in: Zis, George [Hg.], International Economics, London, S. 223–262
Melitz, Jaques (1995, S. 496), The current impass in research on optimum currency areas, in: European Economic Review, Vol. 39, S. 492–500.
Der Gedanke der “Lebensfähigkeit” von Währungsräumen findet sich, wenn auch nur angedacht, in zwei Sätzen und ausschließlich bezogen auf Unterschiede zwischen ökonomischer und politischer Optimalität bereits bei Vaubel, Roland (1988, S. 230), Monetary Integration Theory, in: Zis, George [Hg.], International Economics, London, S. 223–262
Bofinger, Peter/ Svindland, Eirik/ Thanner, Benedikt (1993, S. 10), Prospects of the Monetary Order in the Republics of the FSU, in: Center for Economic Policy Research [Hg.], The Economics of New Currencies, London, S. 9–33.
Eine gewisse Ausnahme bildet hier Casella (1992a), die in einem spieltheoretischen Modell nach der Verteilung der Entscheidungsrechte innerhalb der Unionszentralbank fragt, welche die Währungsunion für alle Mitglieder “sustainable”, d.h. haltbar macht. Ihre Analyse beschränkt sich jedoch ausschließlich auf die Struktur der Zentralbankverfassung. Vgl. Casella, Alessandra (1992a), Voting on the Adoption of a Common Currency, in: Canzoneri, Matthew B./ Grilli, Vittorio/ Masson, Paul [Hg.], Establishing a Central Bank: Issues in Europe and Lessons from the US, Cambridge, S. 164–191.
Zur Problematik der Verwendung des Nutzenbegriffs für eine gesamte Volkswirtschaft siehe Fußnote 144 sowie Kapitel I.D.1.
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© 1997 Physica-Verlag Heidelberg
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Muth, C. (1997). Vorbemerkungen und Begriffsdefinitionen. In: Währungsdesintegration — Das Ende von Währungsunionen. Wirtschaftswissenschaftliche Beiträge, vol 151. Physica, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-52079-2_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-52079-2_2
Publisher Name: Physica, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-7908-1039-4
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