Zusammenfassung
Es ist ein Vorrecht der Wissenschaft vom klassischen Altertum, von Zeit zu Zeit Strahlen aus neu erschlossenen Lichtquellen über den alten oft betrachteten Stoff gleiten zu lassen und so am klassischen Material zu neuer Erkenntnis zu gelangen. In diesem Glücksfall befindet sich derzeit wieder die Rechtsgeschichte gegenüber den Werken der römischen Komödie. Auf eine Zeit fast wunderlichen Glaubens an den echtrömischen Charakter des Rechtslebens bei Plautus und Terenz 1 war bei den Juristen zunächst zwar nicht gerade der entgegengesetzte Radikalismus2, aber doch die allgemeine Zurückhaltung und tastende Unsicherheit in der Benutzung der römischen Komödie gefolgt, als die Rechtshistoriker zusahen, wie immer zuversichtlicher die Philologen durch den römischen Text hindurch auf das griechische Vorbild griffen. Heut betreiben Juristen planmäßig die Erforschung griechischen Rechtslebens, und am römischen Recht geschulte Rechtshistoriker versuchen in die eigenartigen Rechtsgedanken des altgriechischen und der hellenistischen Rechte einzudringen. Damit muß der Standpunkt der rechtshistorischen Forschung auch gegenüber der comoedia palliata einer Entwicklung fähig werden.
[Hermes, Zeitschrif für klassische Philologie 45 (1910), 595–614.]
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Referenzen
E. Costa, Diritto privato nelle commedie di Plauto, Torino 1890 und Archivio giuridico 1893; Bekker, Zeitschrift d. Savigny-Stiftung Rom. Abt. 13 (1892), 102. 30 (1909), 43; Pernard, Le droit romain dans les comédies de Plaute et de Térence (Lyon 1900, Thèse) ; Berceanu, La Vente consensuelle dans les comédies de Plaute, Paris 1907. Gute Übersicht über die historische und philologische Literatur bei Fredershausen, De iure Plautino et Terentiano, cap. I. Göttinger Dissertation 1906.
Zu dem allerdings R. Dareste, Journal des Savants 1892 p. 145 ss. einen Anlauf nahm.
V. Wilamowitz Index scholarum Götting. 1893/94 p. 15–26; Hueffner, De Plauti comoediarum exemplis atticis quaestiones maxime chronologicae, Götting. 1894 (Dissert.) p. 70 sq.; F. Leo, Plautin. Forschungen p. 110, diese Zeitschr. Xli, 1906, S. 441.
Wie M. Meyer, De Plauti Persa, Comment. philologicae Jenenses, 1907, p. 181 ss., der aber kaum überzeugt, wenn er die Perser, die Chrysopolis nehmen (Pe. v. 506), anders als auf das persische Reich vor Alexander deuten will. Vgl. Leo, Der Monol. im Drama S. 46f. A.
Dazu vgl. Meier-SchÖMann, att. Proc. 751f.; Beauchet, droit privé 2, 460f.
Hyperides c. Athenog. (or. 5), passim.
Verkannt von M. Meyer a. O. p. 158 s. Vgl. aber das Auftreten des Lampis als Zeugen bei Demosth. or. 34, 5, dazu mein Griech. Bürgschaftsrecht 1, 136.
Zu dieser Möglichkeit vgl. Bürgschaftsrecht I, 338.
V. 247. 277, daß die Rechtsordnung ihn als Eigentümer behandelt, folgt daraus ebensowenig, wie in der Kaiserzeit von selbständigem Eigentum des servus am vicarius die Rede sein kann.
Anders V. Wilamowitz, a. O. p. 19, der plautinische Zutat annimmt; ähnlich wie oben schon Fredershausen a. O. p. 24, mit Berufung auf Demosthenes or. 9, 3.
Girard manuel de droit romain4 p. 662.
Goetz, Rh. Museum XXX 167; Karlowa, Legisactionen 183 N 3. 188. 192; Demelius, Ztschr. f. Rgsch. 1 (1868) 363f.; Bruns, Ztschr. f. Rgesch. 12 (1876) 138f.; Mommsen, Staatsr. 113 599, R. Strafr. 180, 1 ; Leo, Plautin. Forschungen 110 ff.; Girard, Organisation judiciaire I, 177, 2.
Mommsen: sed si legirupam damnet. Leo: sed (qui caveatur legem onscribi.volo> : si.
Zeitschr. f. Rechtsgesch. 3 (1864), 341 ff., Kleinere Schriften 1 (1882) S. 313ff.
Ztschr. d. Savigny-Stiftung f. Rgesch. (Rom. Abt.) 24 (1903) 10ff., Jurist. Schriften 3 (1907), 383ff.
Vgl. die Aufzählung bei Mommsen a. d. in der vorigen Anm. angef. O.
Constantin, a° 319, C. Th. 9, 10, 3 = Cod. Just. 9, 12, 7. Mommsen Strafr. 496. Wer einmal bemerkt hat, wie stark der Einfluß griechischen Denkens auf das sog. syrisch-römische Rechtsbuch ist, wird darauf achten, daß gerade auch in diesen leges Constantini Theodosii Leonis die Talion gegen den frivolen Ankläger erscheint: L. 71. R. II 144. R. I 65.
Nach Wilhelm, Jahreshefte d. österr. archäol. Inst. XII (1909) 127.
Vgl. Wilhelm a. O. S. 128. Für die kretischen Inschriften vgl. Lipsius, Abhandlungen d. Sächs. Gesellsch. d. Wiss. phil. u. hist. Kl. 27 (1909) 393.
Vgl. Meier-SchÖMann-Lipsius Attischer Proc. 301. 951f.; Lipsius, Attisches Recht und Rechtsverf. 315.
Dazu auch Hirzel, Die Talion, in Philologus Lvii 1898 S. 408 A. 9.
Trin. 857. Capt. 61. Curc. 464.
sumito beweist nichts für Gratisempfang, vgl. Trin. 857 sq. dare debet heißt es nur, weil der Garderobenhalter zur Eingehung der Kostümvermietung aus seinem Vertrag mit den Ädilen verpflichtet ist.
V. Wilamowitz a. O. p. 17, unklar M. Meyer a. a. O. p. 189.
Vgl. die attischen Belege in meinem Griech. Bürgschaftsrecht 1, 128. Im Sinne von ‘verklagen’ steht das Wort bei Plut. Tim 37 und wohl Pap. Petrie II 17, 1 p. [55] 1. 3.
Pap. Hibeh 92 (a. 263/262 a. C.) 1. 14.
Vgl. Beauchet, Histoire du droit privé 2, 459, mein Gr. Bürgschaftsrecht 1, 135, 10.
Für den Freiheitsprozeß vgl. Bürgschaftsr. 1, 293ff., im Strafprozeß vgl. Plato Leg. IX p. 872 B. XI p. 937 B.
Bürgschaftsr. I, 290.
Bekker, Zeitschr. d. Say. Stift. f. Rgesch. (Rom. Abt.) 30 (1909) S. 43.
Andok. or. 1, 41. 42. Lys. or. 12, 9.
Ter. Ad. 969 sq. Plaut. Men. 1028 sqq. Ep. 726 sqq.
Vgl. die Stellen in Ann. 8.
Vgl. auch Calderini, la manomissione et la condizione dei liberti in Grecia, Milano 1908, p. 129. Für die private Freilassungserklärung Dareste, Journal des Savants a. O. 148. An eine öffentliche vor Beamten denkt Fredershausen a. O. 32, nach dem Vorgang von Pernard, a. a. O. p. 70 ff. Daß Stellen wie die in Anm. 8 anders als auf einseitige Freierklärung zu deuten seien (so Pernard), kann ich nicht zugeben.
A. a. O. p. 20.
Wie geschehen bei v. Wilamowitz a. a. O. p. 19, und nach ihm bei Fredershausen a. a. O. p. 26.
So, wenn man mit dem Ambrosianus (Promittis oder vielleicht -es) liest: v. 524 ac suo periclo is errat qui eamn mercabitur: mancipio neque promittes neque quisquam dabit. Leo liest mit den Palatini prommittet und versteht also: „niemand wird zu mancipium weder versprechen noch geben“ vgl. Analecta Plautina I (Gött. Progr. 1896) p. 24. Aber auch nach Leos Meinung ist, wie er mir im Gespräch darlegt, das imperativisch zu denkende Futurum promittes sprachlich möglich. Ich glaube, pronittes könnte dem Briefe des Timarchides eine schärfere juristische Fassung in der logischen Steigerung geben: „weder nimmst du, mein Sklave, die Auktoritätshaftung durch repromissio auf dich, noch wird jemand irgend mancipiren.“
v. 532: nisi mancipio accipio, quid eo mi opus est mercimonio?
V. 598: Sa. prius dico: hanc mancipio nemo tibi dabit. iam scis?
V. 717 sq.: quo ilium sequar? in Persas? nugas.
Irrig meint Girard, rev. nouv. hist. de dr. fr. et étr. 6 (1882) p. 197, daß Sagaristio, der ‚Perser‘, seine eigene Haftung für Eviction ausschließt. Auch v. 524 sq. wird von Girard irrig auf eine Anweisung bezogen, welche der Brief an die Adresse des ‚Persers‘ enthielt. Im ersten Punkt ähnlich Dareste, Journal des Savants 1892, p. 150, Berce Anu a. a. O. p. 120.
Griech. Bürgschaftsrecht I, 348 ff.
Die Literatur vgl. im Bürgschaftsrecht I, 341 A. I. 357 A. I.
Von „Schuldmitübernahme“ könnte man mit einem Schriftsteller des modernen ürgerlichen Rechtes reden, wenn der Begriff nicht aus Gründen moderner Dogmatik bedenklich wäre.
Näheres im Bürgschaftsrecht I, 357 zu A. 5.
Zeitschr. d. Savigny-Stiftung 21, 208f. 25, 381; Röm. Priv.-R. 1, 208f. Anm.
So anscheinend Costa, Diritto romano nelle commedie p. 361. 363.
Gegen die von Karlowa Rgesch. 2, 373f. wieder vertretene Meinung, nach welcher die actio auctoritatis auf einer nuncupatio bei dem Manzipationsakt beruhte, vgl. abschließend Girard, nouv. rev. hist 1882 S. 207–208; Pernice, Labeo, 3, 1, S. 115–30; Rabel, Haftung des Verkäufers I S. 2. 8, A. I.
Vgl. die Stellen zu ancipio dare bei Plautus nach Peine, De dativi usu apud priscos scriptores latinos, Straß. Diss. 1878 p. 97 und noch Vat. fr. 264 sowie die übrigen dativischen Zweckbestimmungen im Vocab. iurisp. rom. Ii 315.
Vgl. Peine a. a. O. p. 98. Auf Anfrage stimmt mir Leo darin bei: nancipio promittere mit n ancipio als Dativ sei gutes Latein und in diesem Satze, in dem es durch neque quisquam dabit (manci pio) gestützt sei, unanfechtbar. Die Frage ist bekanntlich für die Rechtssprache nicht ohne Bedeutung. Seit Cuiacius betrachtet man doti promittere in den Digesten als sprachlich anstößig und als interpoliert für doti dicere, vgl. Heumann-Seckel, Handlexikon zu den Quellen des römischen Rechts v. promittere; A. Berger, Extrait du bulletin de l’Académie des Sciences de Cracovie 1909 S. 77f.
Vgl. die ätische Fiduziartafel, CIL II 700 u. 5042 1. 16 ss.
Die Literatur zu dieser Kaution vgl. bei Girard nouv. rev. hist. 7 (1883) 547ff. Lenel, EdictuM2 S. 521 f.
Bechmann, Der Kauf I, 467ff. 4 D. 21, 2, 4 pr.
Zu.1 dieser actio auctoritatis vgl. Rabel, Haftung des Verkäufers 1, 5ff.
Rabel, Haftung 1, 13, 6 hatte es für unwahrscheinlich gehalten, daf3 der römische Bürge als Zweiter die auctoritas jemals übernommen habe. Den Schluß, den er dagegen aus Cod. 8, 44, 7 zog, lehnt er nach brieflicher Mitteilung heut selbst ab.
Bei den obigen Darlegungen fühle ich mich nicht im Gegensatz zu den Ausführungen von Mitteis, Röm. Priv.-R. I, 208, über die Unmöglichkeit einer Stellvertretung bei der Rechtsübertragung durch mancipatio.
So zuletzt noch Berceanu a. a. O. p. 120f.
Dareste, Journal des Savants 1892 p. 149; Girard nouv. rev. hist. 17 (1893), 796.
V. Wilamowitz a. O. 20 Sq. M. Meyer p. 180.
(Demosth.) or. 58, 21. or. 49, 50. ÄSchin. or. I, 65–67. Lys. or. 23, 9.
A. a. O. p. 21.
Vgl. P. F. Girard nouv. rev. hist. 17 (1893) p. 796; F. Leo, Plautinische Forschungen S. 91 f.
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Partsch, J. (1931). Römisches und griechisches Recht in Plautus’ Persa. In: Aus Nachgelassenen und Kleineren Verstreuten Schriften. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-51974-1_7
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