Zusammenfassung
Das Resultat der letzten Vorlesung war, daß es keine Urzeugung gibt. Welche Variante des Urzeugungsgedankens wir auch in Betracht ziehen, sie erweist sich ungenügend für das Verständnis der Existenz des Lebens, zeigt die Unmöglichkeit, die Entstehung des ersten Organismus aus anorganen Naturprozessen heraus zu begreifen. Trotzdem wird diese Unmöglichkeit immer wieder versucht. Zum Versuch treibt der Beharrungsgedanke an, der nach wie vor unser kulturelles Denken beherrscht. Der Beharrungsgedanke trägt Einheit in die Welterkenntnis, ist ein monistischer Gedanke, und das macht ihn der Wissenschaft so wertvoll; er erfaßt Lebendiges und Totes als genetische Einheit, das aber ist sehr bequem, da es die große Frage, die der Entwicklungsgedanke aufwirft, was es denn eigentlich mit dem Leben auf sich habe, gar nicht stellt. Wenn nicht der Entwicklungsgedanke wäre, würden sich die Gelehrten gar nicht um die Frage, wie das Leben entstanden sei, kümmern, jedenfalls wäre es für sie eine Frage von untergeordneter Bedeutung. Im Entwicklungsgedanken nimmt diese Frage eine zentrale Stelle ein. Es gibt gar nichts wichtigeres für den genetisch Denkenden, als zu fragen, warum Leben existiert und wie es entstanden ist; erst wenn in dieser Hinsicht eine befriedigende Antwort vorliegt, wird diese Richtung zur Vorherrschaft im allgemeinen Denken kommen und der Antagonismus wird verschwinden.Fär unsere Kultur ist die Lebensentstehung ein Rätsel und das gibt dem Beharrungsgedanken immer neue Nahrung.
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Schneider, K.C. (1926). Zeugung. In: Euvitalistische Biologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-51957-4_3
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