Zusammenfassung
Nach Erledigung der theologischen Theorie waren wir fortgeschritten zur Betrachtung der naturphilosophischen Theorie. Dabei hatte sich gezeigt, daß beide engst zusammengehören. Das Entwicklungsschema der naturphilosophischen Theorie, das der dialektischen Methode Platos entnommen ist, spricht von einem Wechsel von Synthese und Analyse in der Entwicklung, von Aszendenz und Deszendenz, die Aszendenz aber erkannten wir bedingt durch Differenzierungsschritte der histologischen Keimsubstanz, somit durch Vorgänge, die als an sich wunderbare die Grundlage bilden eben der theologischen Theorie. Hier ist nun sofort noch zu erwähnen, daß auch die Deszendenz an Vorgänge geknüpft ist, die von anderer Seite theoretisch verwertet werden und zwar verwertet gleich von zwei Theorien, die sich begründen auf Betonung zweier bedeutsamer Momente in der phylogenetischen Analyse. Wir sehen demgemäß, daß die naturphilosophische Theorie einen außerordentlichen Umfang besitzt, worin sie sich eben als Entwicklungstheorie katexochen erweist. Und vielleicht dürfte Ihnen bei dieser Betrachtung die Frage kommen, wozu man überhaupt eine naturphilosophische Theorie unterscheidet, wenn die von ihr betonten Momente der Aszendenz und Deszendenz auch den wesentlichen Inhalt anderer Theorien bilden! Aber erfahrungsgemäß existieren diese anderen Theorien neben der naturphilosophischen und das hat auch seine volle Berechtigung, weil die letztere die betreffenden Themen ganz anders behandelt als die ersteren. Sie behandelt sie dualistisch, indem für sie. Hauptsache ist das Verhältnis der Form zum Stoffe, der Idee zur Materie, als welche man den lebendigen Stoff gemeinhin deutet, während die anderen Theorien die Themen monistisch behandeln, nämlich nur entweder unter Berücksichtigung des Stoffes oder unter Berücksichtigung der Form. Daß die theologische Theorie nur den Stoff berücksichtigt, habe ich bereits gezeigt, und für die später zu besprechenden Theorien werden wir eine ähnliche Beschränkung erweisen können; sie gilt nun aber nicht für die naturphilosophische Theorie, die in jeder Hinsicht, in ontogenetischer sowohl als auch in phylogenetischer, das Verhältnis von Form und Stoff zueinander in den Vordergrund rückt. Wie sie das tut, haben wir bereits das letzte Mal bei Berücksichtigung der vitalistischen. Beweise von Hans Driesch kennen gelernt. Über Drieschs Anschauungen sind nun noch ein paar weitere Worte zu sagen.
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Schneider, K.C. (1926). Entwicklungstheorien. In: Euvitalistische Biologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-51957-4_12
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