Zusammenfassung
Ich glaube, ich war zehn oder elf Jahre alt, als ich keuchend die älteren Kinder unserer Straße eingeholt hatte. Hinter den Häusern waren damals noch Felder. Eine kleine Anhöhe, ein Wegrand, mitten in den Brennesseln lag verkrümmt ein Mann, winselnd. Das Blut lief ihm über das Gesicht. Er rief in gebrochenem Deutsch: “Was, warum, Kamerad, warum?” Der Stärkste in unserem Viertel, vielleicht 15jährig, schlug mit einem Knüppel immer wieder auf seinen Kopf und auf die Schultern und schrie: “Du polnische Sau wirst kein deutsches Mädchen mehr anrühren.” Ich stand dort erschreckt, atemlos, ängstlich und auch neugierig hilflos. Ich stand dort längere Zeit allein. Ich weiß nicht mehr, was ich getan, habe vergessen, ob ich Hilfe gesucht oder geholfen habe.
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Drees, A. (1991). Der Gefolterte und sein Therapeut. Zur psychosozialen Behandlung von Folteropfern. In: Stoffels, H. (eds) Schicksale der Verfolgten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-51871-3_24
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