Zusammenfassung
Wenn jemand einen anderen nicht leiden mag, so hört man gelegentlich den Ausspruch: „Ich kann ihn nicht riechen.“ Wer diese Redewendung gebraucht, wird sich selten dessen bewußt sein, daß bei der Mehrzahl der Wirbeltiere tatsächlich der Geruchsinn, als der führende Sinn auf sten Säugetiere Makrosmaten. Der gewaltigen Oberflächenvergrö üerung, welche die Sinnesfläche ihres Geruchsorganes erfahren hat, entspricht eine gesteigerte physiologische Leistung. Das ist fdetti Hundefreund, bekannt. Durch messende Untersuchungen von E. Matthes (1932) wissen wir, daß beim Meerschweinchen die Empfindlichkeit ;für gewisse Riechstoffe (Bromstyrol, Nitrobenzol) jene der menschlichen Nase um etwa das Tausendfache übertrifft. Mit einer besseren Entfaltung des Geruchsorganes pflegt eine schlechtere Entwicklung des Auges Hand in Hand zu gehen (Fig. 3). Bei den Pfaden des Lebens, für die Zu- oder Abneigung gegenüber anderen Wesen von ausschlaggebender Bedeutung ist. Welche Rolle er darüber hinaus auch beim Finden der Nahrung und als Warner vor den Feinden spielt, davon können wir uns kaum eine Vorstellung machen; denn bei uns ist dieser Sinn verkümmert. Wir gehören zu den Mikrosmaten, zu den Geschöpfen mit schlecht entwickeltem Geruchsorgan. Schon durch die anatomischen Verhältnisse in der Nasenhöhle bekunden die Makrosmaten im Gegensatz zu jenen die mächtige Entwicklung ihres Geruchsinnes. Bei ihnen sind die Nasenmuscheln, auf denen sich das Sinnesepithel des Riechnerven ausbreitet, nicht nur an Zahl vermehrt, sondern auch durch Faltenbildung stark vergrößert (Fig. 1, 2). Von den höheren Wirbeltieren sind außer dem Menschen die Vögel, ferner Fledermäuse und Affen Mikrosmaten. Sie haben gemeinsam, daß sie sich durch Flugvermögen, aufrechte Haltung oder Leben in den Bäumen mit der Nase vom Untergrund entfernt haben. Für die Säugetiere mit bodennaher Nase sind Riechspuren, die am Boden haften, von lebenswichtiger Bedeutung. Daher sind die meiden Makrosmaten ist der Geruchsinn, bei den Mikrosmaten in der Regel das Gesicht der führende Sinn.
Vortrag im Verein für Naturkunde in München am 10 Februar 1941.
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v. Frisch, K. (1941). Die Bedeutung des Geruchsinnes im Leben der Fische. In: Süffert, F. (eds) Die Naturwissenschaften. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-51845-4_33
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