Zusammenfassung
“Als ich vier Jahre alt war”, berichtet ein Mann, heute in den 60ern, “wollte ich den anderen Kindern zeigen, was ich gerade gelernt hatte: Fieber messen. Erwartungsvoll standen alle um mich herum. Ein Mädchen, so zwischen drei und vier Jahren, konnte überzeugt werden, das Höschen auszuziehen und auf ein Schränkchen zu klettern, damit auch alle Kinder die Prozedur sehen konnten. Das Mädchen hockte sich nach genauer Anweisung hin und streckte uns den Po entgegen. Ich begann nun, mein zu erwartendes Vorgehen zu erläutern und medizinisch zu begründen, gerade so, wie ich es dem Doktor abgeschaut hatte, als er bei meiner Schwester, die sich dabei allerdings bequem in ihrem Bett befand, das gleiche getan hatte. Mit großem Ernst und sehr behutsam wollte ich gerade das Thermometer, mit dem die gefährliche Krankheit gemessen werden sollte, in das dafür offenbar geeignete Löchlein einführen, als Marlies, die 19jährige Tochter des Hauses, in dem ich zu Gast weilte, ins Zimmer trat. Als sie sah, was wir da machten und mein Vorhaben begriff, riß sie mir mit einem Entsetzensschrei, heftigen Beschimpfungen, Strafandrohungen und Auslieferungsankündigungen an meine Eltern das Ding aus den Händen. Unser aller Schreck war groß. Er war um so größer, als weder ich noch die anderen auf Tadel oder Strafe vorbereitet gewesen waren. Wir hatten uns nichts dabei gedacht.
Ich danke Gertrud Wendl-Kempmann für Diskussion und viele anregende Gedanken zu dem Thema
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Literatur
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© 1996 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Sies, C. (1996). Doktorspiele. In: Buchheim, P., Cierpka, M., Seifert, T. (eds) Spiel und Zusammenspiel in der Psychotherapie — Erinnern und Entwerfen im psychotherapeutischen Handeln — Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik — Qualitätssicherung. Lindauer Texte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-51501-9_8
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