Zusammenfassung
Eine kurze Szene aus der kindertherapeutischen Praxis soll in das Thema einführen: Ein 5jähriger Junge kommt zu seiner ersten Therapiestunde. Um seinen Hals hängt eine Trinkflasche, und in seiner Hosentasche steckt ein Zollstock. Er wirkt wie ein kleines und ein großes Kind zugleich, das mir seine regressiven und progressiven Bedürfnisse nicht mit Worten, sondern mit Hilfe von zwei Gegenständen, Symbolen dieser Bedürfnisse, zeigt. Die Trinkflasche könnte eine Symbolisierung früherer oraler Versagungen oder Befriedigungen sein; der Zollstock als Symbol männlicher Kompetenz scheint dagegen auf einen Zukunftsentwurf hinzuweisen. Der Junge hat also bereits in dieser Anfangsszene intuitiv das Erinnern und das Entwerfen als zwei unabdingbare Bestandteile des therapeutischen Prozesses markiert.
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Diepold, B. (1996). Erinnern und Entwerfen im Spiel. In: Buchheim, P., Cierpka, M., Seifert, T. (eds) Spiel und Zusammenspiel in der Psychotherapie — Erinnern und Entwerfen im psychotherapeutischen Handeln — Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik — Qualitätssicherung. Lindauer Texte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-51501-9_16
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