Der Ausbau der natürlichen Wasserstrassen in Frankreich

Zusammenfassung

Im Gegensatz zu Deutschland ist Frankreich heute ein Land der Kanal-, nicht der Flussschiffahrt. In früheren Zeiten, als der Wegebau noch tief danieder lag und die Kammerschleuse noch nicht erfunden war, da haben allerdings auch in Frankreich die Flüsse die wichtigste Rolle im Binnenverkehr gespielt. Waren die Wasserstandsverhältnisse auch noch so schwankend und schlecht, auf längere Entfernungen liessen sich schwere Güter im Schiffe oder Kahne leichter transportiren, als auf dem unwegsamen Lande. Seitdem ein Netz trefflicher Chausseen Frankreich bedeckt, seitdem künstliche Wasserstrassen in grosser Zahl von den natürlichen gespeist werden, seitdem Eisenbahnen in allen Richtungen das Land durchziehen, seitdem ist es anders geworden. Die natürlichen Wasserstrassen sind aus ihrer früheren Vorzugsstellung herausgedrängt worden und die Kunst des Menschen hat es bisher in Frankreich nicht im gleichen Masse, wie bei uns verstanden, sie gleichsam zu rehabiliti ren Die französischen Ströme, die durch ihre Laufrichtimg eine vielseitige künstliche Verbindung ihrer Systeme so sehr erleichtern, sind selbst nurausnahmsweise grosse belebte Verkehrsstrassen. Schroffe, plötzliche Aenderungen des Wasserstandes, Hochfluthen einerseits, Wasserarmuth andererseits, erschweren von Natur die Schiffahrt; ungünstige Geschiebe Verhältnisse kommen noch oft hinzu, um die künstliche Beseitigung der natürlichen Missstände vielfach unmöglich zu machen. Die die Flüsse verbindenden Scheitelkanäle, bei denen durch das System der Kammerschleuse die Wasserstandsdifferenzen ausgeglichen werden, sind vielfach brauchbarere Wasserstrassen, als die von Natur vorhandenen. Man hat daher in Frankreich gesagt: „die Flüsse haben den Zweck, Kanäle zu speisen”. Und in der That ist das in Frankreich bisher vielfach ihre bedeutendere wirthschaftliche Aufgabe.