Zusammenfassung
Das deutsche Staatswesen der ersten Jahrhunderte der deutschen Geschichte ruhte auf anderen materiellen Grundlagen, als der moderne Staat. Eine Scheidung zwischen Privatwirthschaft und Staatswirthschaft war noch nicht durchgeführt. Die gesammte Wirthschaft des fränkischen Königs war noch nicht viel anderes, als eine erweiterte Familienwirthschaft. Ihre finanzielle Grundlage war der ausgedehnte Landbesitz; daneben kamen gelegentliche Leistungen vor, insbesondere Geschenke der Fürsten, Heerbanns- und Friedensgelder.1) Der so im Privatwirthschaftlichen aufgehende Staatshaushalt trug noch in allen wesentlichen Zügen den Charakter der Naturalwirthschaft; die Bedürfnisse des Königs und seiner Umgebung wurden aus eigenem Besitz und durch unmittelbare Leistungen der Volksgenossen, deren Thätigkeit anfangs überwiegend im öffentlichen Leben aufging, befriedigt und der König andererseits belohnte Verdienste durch Ueberweisungen eigener Einkünfte und eigener Güter. Die Ausgaben spielen daher noch keine nennenswerthe Rolle; sie kommen fast ausschliesslich vor in der Form von Geschenken an verdienstvolle oder gewinnenswerthe geistliche oder weltliche Reichsangehörige, an die Kirche, an fremde Könige und ihre Gesandten; „Ausgaben direkt für öffentliche Zwecke gab es so gut wie gamicht”.2) Da aber die Ausgaben noch geringe Bedeutung hatten, so konnte ein eigentliches fiskalisches Interesse noch wenig hervortreten. Der begrenzte Aufgabenkomplex des noch unentwickelten Staates und die Selbstthätigkeit der Staatsbürger Messen ein Bedürfniss nach Einnahmevermehrong um so weniger aufkommen, als die vorherrschende Naturalwirthschaft jede fiskalische Ausbeutung sehr erschwerte. Wirthschaftspolitische Gesichtspunkte konnten daher frei sich geltend machen, noch ungehemmt durch die Aengstlichkeit und Habsucht eines nimmersatten Fiskus.
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Schumacher, H. (1901). Die Entwicklung des Binnenschiffahrtsabgabenwesens in Deutschland bis zum Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. In: Zur Frage der Binnenschiffahrtsabgaben. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-51366-4_1
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