Einiges über das Studium der Medizin in Frankreich

Zusammenfassung

Der Wunsch, aus eigener Anschauung kennen zu lernen, in welcher Weise in ausserdeutschen Ländern die Medizin gelehrt und von hervorragenden Vertretern geübt wird, kommt unausbleiblich einem jeden, welcher längere Zeit als Lehrer der Heilkunde thätig war. Das eigene Wissen zu erweitern, neue Gesichtspunkte für den Unterricht zu gewinnen, war meine Absicht und Hoffnung, als ich den von meinen vorgesetzten Behörden gewährten Urlaub antrat, der mich in den ersten Monaten dieses Jahres in das Ausland führte. Die Einrichtungen französischer und englischer Hochschulen sollten Gegenstand meiner Studien sein. Die Fülle dessen, was von Bemerkenswertem sich in Frankreich bot, hat mich veranlasst, fast die ganze Urlaubszeit in diesem Lande zu verbringen. Meinen Zwecken hätte es nicht genügt, in zwei oder drei Tagen flüchtig die einzelnen Anstalten an verschiedenen Hochschulen der Eeihe nach zu besehen. Kichtiger erschien es, mit Übergehung von Einrichtungen, welche den unsrigen mehr oder weniger gleichen, dort näher zuzusehen, dort länger zu verweilen, wo Mittel und Wege ganz von dem bei uns Üblichen abweichen. Dieses Ziel verfolgend habe ich in Lille, Paris und Lyon wochenlang, unter den Studierenden sitzend, die Vorträge der Fachgenossen gehört, in den Laboratorien die Arbeiten verfolgt, in den Kliniken während der Unterrichtszeit und ausserhalb derselben am Betriebe teilgenommen.