Major-Depression und psychiatrische Komorbidität bei ILSE-Probanden — Bedeutung für die aktuelle Lebenszufriedenheit

Zusammenfassung

Depressionen zählen weltweit zu den häufigsten Erkrankungen. So wird die Gesamtprävalenzrate affektiver Störungen von Huber (1994) auf 36% geschätzt. Gleichwohl schwanken die Prävalenzraten in Abhängigkeit von den angewandten Erhebungsmethoden, den Falldefinitionen und dem soziokulturellen Umfeld von Studie zu Studie erheblich. So werden etwa für die Bevölkerungsgruppe der älteren Menschen in der Literatur Prävalenzraten für depressive Störungen zwischen 0,4 und 35% angegeben (Beekman et al. 1999). Basierend auf einer Metaanalyse von 34 weltweit durchgeführten Untersuchungen zur Prävalenz depressiver Störungen bei älteren Menschen schätzen Beekman et al. (1999) die Durchschnittsprävalenz klinisch relevanter depressiver Erkrankungen in dieser Bevölkerungsgruppe auf 13,3%. Depressive Störungen haben nicht nur einen unmittelbaren Einfluss auf das subjektive Erleben und die Lebensqualität der Betroffenen, sie üben auch indirekt einen negativen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden aus, insofern Depressionen — gerade im höheren Lebensalter — mit einer Erhöhung der Gesamtmorbidität und Mortalität assoziiert sind. Dabei ist der Zusammenhang zwischen Lebenssituation und biografischer Entwicklung auf der einen Seite und Depression und Depressivität auf der anderen Seite grundsätzlich als interdependent zu betrachten: Kritische Lebensereignisse und ungünstige soziale Bedingungen stellen einerseits Risikofaktoren für das Auftreten und die Chronifizierung depressiver Störungen dar und können diese erheblich mit-bedingen, andererseits führen Depressionen selbst — zumal wenn sie unerkannt und unbehandelt bleiben — zu einer starken Beeinträchtigung des psychosozialen Funktionsniveaus mit erheblichen Folgen in Hinsicht auf die zufriedenstellende Gestaltung der eigenen Lebenssituation.