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Die ersten betriebfähigen Dampfmaschinen in Böhmen

Ein Beitrag zur Industriegeschichte Böhmens

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Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie
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Zusammenfassung

England erhielt die ersten betriebfähigen Dampfmaschinen Wattscher Bauart (Pumpmaschinen) in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts. In Preußen wurde die erste Wattsche Dampfpumpmaschine im Jahre 1785 in Betrieb genommen, in Wien wurde die erste englische Dampfmaschine durch Johann Reißer, Türkisch-Käppchen und Tuchfabrikant in Margarethen im Jahre 1815 aufgestellt1), nach Böhmen kam die erste betriebfähige und fabrikmäßig hergestellte Betriebsmaschine erst 1823. In diesem Jahre lieferte die Maschinenfabrik Harkort & Co. in Wetter a. d. Ruhr eine Dampfmaschine von 6 Pferdekräften an Josef Kittel, der sie in seiner Baumwollspinnerei zu Markersdorf zur Aufstellung brachte.

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Literatur

  1. Diese Maschine wurde 1820 an die Offermannsche Tuchfabrik in Brunn verkauft (v. Kees, Darstellung des Fabriks- und Gewerbewesens, Wien 1823).

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  2. „Reichenberger Zeitung“ vom 25. Dezember 1900. Ferner Mitteilungen von H. Gustav Palme, Altgemeindevorsteher von Markersdorf.

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  3. Konventionsmünze: 20 Guldenfuß, der das Ausprägen der Mark fein Silber zu i31/3Rthler oder 20 Gulden bestimmte und von Österreich 1748 eingeführt wurde.

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  4. Im Jahre 1828 ging die Fabrik an J. Liebig über (vgl. Hall wich: Reichenberg und Umgebung).

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  5. Ferd. Rom held, damals Leiter der Bergerschen und später Besitzer der Oberleutens-dorfer Tuchfabrik war der erste, der in Böhmen Dampf für industrielle Zwecke verwendete. Die Bergersche Fabrik war übrigens, wie später die Fabrik in Markersdorf, das Ziel vieler Besucher. „Kaiser und Erzherzöge kamen (1804, 1805, 1806) und bewunderten die allda in Habendorf vor einigen Jahren in dem zergliederten Obrigkeitl. Meyerhofe durch Herrn Kaufmann J. G. Berger & Co. unter der Direktion des H. Ferd. Römheld angelegten k. k. priv. freien Tuchfabriken mit der Walke-Färberei und errichteten Tampfmaschine“ (Hallwich, a. a. O. S. 491).

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  6. 1835, 12. Lief. S. 515.

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  7. Berger, Der alte Harkort.

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  8. Hagen 1856.

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  9. Nach „Mitteilungen für Gewerbe, Handel und Industrie 1835“, doch dürfte diese Angabe unrichtig sein.

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  10. Diese Mitteilung verdanken wir Herrn k. k. Archivdirektor Karl Köpl, Prag.

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  11. 1830, Bd. I.

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  12. James (Thomas) Bracegirdle, geboren 1819 zu Leeds, blieb nach Verlegung des Reichenberger „Ateliers“ nach Karolinental-Lieben noch bis zum Jahre 1839 in Altharzdorf. In diesem Jahre löste er wahrscheinlich seine Gemeinschaft mit den Brüdern Thomas und siedelte nach Gablonz über, wo er eine selbständige Maschinenschlosserei errichtete. (Die Altharzdorf er Werkstätten blieben noch bestehen, von 1852 bis 1870 war dann der Maschinenbauer Friedrich Völkelt Besitzer derselben und unter ihm erreichten sie ihre höchste Entwicklung: 300 Arbeiter [gegen 125 im Jahre 1833] fanden in dieser Eisengießerei und Kesselschmiede, insbesondere im Bau von Dampf- und Wassermotoren, Beschäftigung. Völkelts Nachfolger hieß Moritz Vogelgesang [1871 bis 1874]; ihm folgte im Besitze dieser Maschinenfabrik Andreas Frank, der das Unternehmen in eine Buntweberei umwandelte, bis schließlich unter Otto Müller, der wieder die Maschinenfabrikation, insbesondere den Bau von Webstühlen einführte, infolge schlechten Geschäftsganges und eines Streikes die Arbeit eingestellt wurde. 1900 erwarb Wilhelm Hoese das Fabrikgebäude und richtete darin eine Färberei und Appretur ein; seit 1906 ist die von Thomas und Bracegirdle gegründete Altharzdorfer Fabrik im Besitze der Firma Joh. Liebig & Co. in Reichenberg.) Bracegirdle ging 1845 von Gablonz nach Brunn und gründete dort die Maschinenfabrik „Th. Bracegirdle und Sohn“; diese wurde später mit den Werkstätten von H. A. Luz in Schlap-panitz bei Brunn vereinigt. Heinrich Alexander Luz kam im Jahre 1818 von Württemberg nach Österreich und gründete mit dem Tuchfabrikanten Friedrich Scholl in Schlappanitz eine Maschinenwerkstätte zur Erzeugung von Dampfmaschinen Wattscher Bauart. 1825 verließ die erste Dampfmaschine diese Fabrik; sie war die zweite, die überhaupt auf mährischem Boden gebaut wurde. (Die erste Dampfmaschine Mährens — eine doppeltwirkende 4 bis 6 pferdige Maschine, den Konstruktionen von Watt und Boulton vollkommen nachgebildet — baute der Engländer Baildon im Auftrage des Brünner Feintuchfabrikanten Christian Wünsch.) Neben Luz, der seine Werkstätten, die schon 1826 für Römheld & Co. in Oberleutensdorf zwei Dampfmaschinen (eine zum Antriebe einer Kammgarnspinnerei, die zweite zum Wasserheben in einer Braunkohlengrube) geliefert hatten, im selben Jahre nach Brunn verlegt hatte und dort außer dem Bau von Dampfmaschinen auch den von Appreturmaschinen für die Schafwollwaren-fabrikation in ausgedehntem Maße pflegte, kam auch der Mechaniker Peter Conmoth in Brunn zu großem Ansehen. Dieser war ein Niederländer und hatte im Jahre 1821 die einfache Fabriksbefugnis zur Erzeugung von Wasser- und anderen Triebwerken erhalten; seine Werkstätten erfreuten sich Ende der dreißiger Jahre eines über die Grenzen des Landes weit hinaus reichenden Rufes; er erzeugte später auch Dampfmaschinen (u. a. im Jahre 1826 eine 10 pferdige Dampfmaschine für Ant. F. Pilz in Prag) dann noch Schrobbel-, Spinn- und Schermaschinen. Im Jahre 1872 ist aus der Vereinigung der Firmen Luz und Bracegirdle die hervorragendste Fabrik Mährens, die „Erste Brünner Maschinenfabriks-G. “ hervorgegangen. Bracegirdle starb in Brunn am 22. Jan. 1865.

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  13. Die erste Dampfmaschine in Reichenberg wurde von dem Tuchfabrikanten Anton Keil im Jahre 1835 aufgestellt. Ihm folgte 1836 die Reichenberger Tuchmacherzunft mit der Aufstellung eines „Dampfwerks“ für ihre Tuchwalke; dieses Dampfwerk bezog die Zunft vom Mechaniker Regnier in Lüttich und zwar kosteten Maschine und Kessel 9000 fl C. M., während für die Aufstellung und den Bau des Maschinen- und Kesselhauses 6000 fl C. M. zu zahlen waren.

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  14. Einen kräftigen Anstoß zu weiterer Entwicklung brachte das Jahr 1850 infolge der Übernahme der Anlagen durch die Firma Ruston und Evans, woraus vier Jahre später die Firma „Ruston u. Co. “ hervorging; die Teilhaber der neuen Unternehmung, die mit 150 Arbeitern ihre Tätigkeit begann, waren Josef J. Ruston, G. W. Andrew und später Adolf Kux. Neue Fabrikationszweige wurden eingeführt: 1852 begann der Bau eiserner Dampfer (zunächst wohl nur für die Schiffahrt auf der oberen Moldau) und 1853 die Herstellung von Dampfbaggern. Das Gründungsjahr der Norddeutschen Dampfschiffahrtsgesellschaft (1857) beschäftigte das Werk mit der Lieferung des gesamten Schiffsparkes (6 Dampfschiffen und 20 Schleppern) für diese Gesellschaft; gemeinsam mit der Prager Fabrik arbeiteten dann im Dampfschiffbau die von der Firma in Klosterneuburg und später in Floridsdorf errichteten Werften, die Schlepper und Schleppschiffe für die Donau und ihre Nebenflüsse herstellten. Neue Bauarten von Dampfmaschinen (wie 1857 die Corlissmaschine) und von Dampfkesseln (wie die Röhrenkessel) wurden eingeführt und schon zu Beginn der fünfziger Jahre Zuckerfabriken, dann Berg- und Hüttenwerke, Porzellanfabriken und große Sägewerke eingerichtet. Das Jahr 1855 brachte die Einrichtung des großen Pester Gaswerkes; 1858 wurde der Lokomobilbau aufgenommen und 1863 die erste Wasserturbine geliefert. Am 1. Juli 1869 erfolgte die Umwandlung von „ Ruston u. Co. “ in die „Prager Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft“; um diese Zeit betrug der Arbeiterstand schon 350 Mann. Nach der Handelskrise im Jahre 1873 wurde (nachdem schon in der ersten Hälfte der sechziger Jahre Rustonsche Maschinen nach Rußland und Rumänien gegangen waren) sogar nach Deutschland exportiert. 1880 erfolgte der Ankauf der Hartmannschen Schiffswerft und Maschinenfabrik in Budapest, die 1890 zu einem selbständigen ungarischen Unternehmen, der „Danubius, Ungarische Schiffbau und Maschinenfabrik A. G. “ umgewandelt wurde. In den achtziger Jahren wurde die Fabrikation von Maschinen für Petroleum-Raffinerien, für Pumpwerke, für Wasserversorgung von Städten und industriellen Anlagen, von transportablen Bahnen, von Brücken, von Hebezeugen usw. aufgenommen. Den bisher gebauten Systemen von Dampfmaschinen folgten neue, vor allem Ventildampfmaschinen; die 1000. Dampfmaschine wurde 1887, die 1500. im Jahre 1895 und die 2000. schon 1905 geliefert — auch die erste ortsfeste Dreifachexpansionsmaschine Österreichs ist aus den Rustonschen Werkstätten hervorgegangen. Im Jahre 1910 wurden die Firmen Ruston u. Co., Bromovsky, Schulz u. Sohr und F. Ringhoffer zur Prager Maschinenbau A.-G., vormals Ruston, Bromovsky und Ringhoffer vereinigt; diese Umwandlung hatte den Abbruch des alten Stammhauses, der „Schwabka“ und die Verlegung der Fabrikanlagen nach Smichow zur Folge. Um das Jahr 1850 bestanden in Böhmen außer dem genannten Unternehmen der Brüder Thomas noch einige Fabriken, die sich mit dem Bau von Dampfmaschinen und Kesseln, von Pumpen, Transmissionen und Spezialmaschinen beschäftigten. Von diesen Fabriken sind Breit. feld & Evans in Prag (gegründet 1832) und die Ende der vierziger Jahre aus einem bereits im Jahre 1771 gegründeten Unternehmen entstandenen Werke von J. Ringhoffer (ein Kupferwerk in Kamenitz und eine Kupfer- und Metallwarenfabrik in Prag, denen 1849 eine Maschinenfabrik angefügt wurde) besonders hervorzuheben. Das durch den Aufschwung des Kohlenbergbaues und der Zuckerindustrie gekennzeichnete Jahrzehnt 1850 bis i860 weist eine große Reihe von Gründungen von Maschinenfabriken — u. a. die von Danek & Co. in Karolinental und die der Gräflich Waldsteinschen Fabrik in Sed-letz-Pilsen — auf; außerdem wurden zahlreiche Fabriken für Arbeitsmaschinen der Textilindustrie, des Mühlenbaues und für Sägewerke neu errichtet. Ebenso hatte der in diesem Jahrzehnt sich rascher entwickelnde Eisenbahnverkehr das Entstehen neuer Industrien zur Folge; so entsteht 1852 die erste Waggonfabrik Böhmens, die J. Ringhoffer in Smichow gründete und wohin 1854 die inzwischen zu Ansehen gekommene Maschinenfabrik desselben Unternehmers verlegt wurde, während seine Kupfer- und Metallwarenfabrik in Prag verblieb. Die erste Hälfte des folgenden zehnjährigen Abschnittes (1860 bis 1870) bringt einen Stillstand in der Entwicklung und erst nach dem Kriegsjahr 1866 zeigt sich eine regere Gründungstätigkeit; es entstehen u. a. die Fabriken von Tedesco & Co. in Schlan (später Bolzano, Tedesco & Co.), die Erste Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik in Vysočan und die Maschinenfabrik von Märky, Bromovsky und Schulz in Karolinental. Auch in anderen Städten des Landes in Pilsen, Teplitz . usw. werden große Werkstätten für Maschinenbau, für Kupfer- und Metallwarenerzeugung, für Waggonbau usw. errichtet. Um diese Zeit übernimmt E. v. Skoda die Waldsteinsche Fabrik in Pilsen, Ruston & Co. wird Aktiengesellschaft, und Breitfeld & Evans vereinigen sich mit Daněk & Co. zu einem großen Unternehmen in Karolinental. Diese Zeit ist eine Zeit der Blüte des böhmischen Maschinenbaus; er liefert nicht nur für Österreich-Ungarn, er entfaltet auch eine rege Ausfuhr ins Ausland: Einrichtungen für Zuckerfabriken gehen nach Rußland, England, Ostindien und Südamerika, solche für den Bergbau nach Deutschland und Rußland; Dampfer, Schlepper, Elevatoren u. a. werden an die Donaufürstentümer, auch nach Rußland und Deutschland, Kompressoren nach Italien und Japan geliefert; Brauereien und Brennereien werden in Holland, Dänemark, Schweden, Rumänien und im Deutschen Reich eingerichtet und landwirtschaftliche Maschinen nach dem Orient und nach den Balkanländern ausgeführt.Die folgenden Jahrzehnte haben nicht immer das erfüllt, was die vergangenen verheißen haben, aber diese Zeit gehört schon der Gegenwart, nicht mehr der Geschichte an; sie bringt in sozialer, technischer, ökonomischer Hinsicht so viel Umwälzungen, daß diese im Rahmen dieses Beitrages nicht einmal gestreift werden können.

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  15. Als Quellen wurden benutzt: K. J.Kreutzberg, Skizzierte Übersicht des gegenwärtigen Standes und der Leistungen v. Böhmens Gewerbe- und Fabrikindustrie, Prag 1836; Dr. H. Hallwich, Reichenberg und Umgebung, Reichenberg 1874; A. Salz, Geschichte der böhm. Industrie in der Neuzeit, Leipzig 1913.

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  16. Das deutsche Eisenhüttengewerbe, 1852.

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  17. Kees, a.a.O. Bd. I, S. 434.

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Conrad Matschoss

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Fuchs, H., Günther, A. (1913). Die ersten betriebfähigen Dampfmaschinen in Böhmen. In: Matschoss, C. (eds) Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50834-9_10

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