Optik der Röntgenstrahlen

Zusammenfassung

Zur Erklärung der zerstreuten Strahlung, wie sie von J. J. Thomson gegeben wurde, sowie zur Deutung verschiedener anderer Phänomene bei der Röntgenstrahlung hatte man angenommen, daß diese von elektromagnetischer Wellennatur war. Die Feststellung einer Polarisation bei den Röntgenstrahlen schien diesen Gedanken auch stark zu stützen. Allerdings konnte es sich — entgegen der Annahme von Röntgen — nicht um longitudinale, sondern nur um transversale Ätherschwingungen handeln. — War diese Annahme richtig, so mußte man erwarten, daß andere physikalische Phänomene, welche für elektromagnetische Wellen charakteristisch sind, auch bei der Röntgenstrahlung sich nachweisen ließen. Man hatte verschiedentlich nach solchen Effekten, wie Brechung, Spiegelung, Interferenz, gesucht; aber nur in einem einzigen Falle zeigten die Resultate ein positives Ergebnis an. Es war dies ein Beugungsphänomen, bei dem ein feines Röntgenstrahlenbündel durch einen engen Spalt hindurch gesandt wurde. Diese Versuche sind von Haga und Wind im Jahre 1902 mit großem Geschick und viel Sorgfalt ausgeführt und 7 Jahre später noch von Walter und Pohl wiederholt worden, aber die Beweiskraft dieser Untersuchungen war wegenderaußerordentlichen Kleinheit des gefundenen Effektes nicht sehr stark.