Zusammenfassung
Petrus diaconus steht in den Anfängen eines äußeren und inneren Niedergangs, der über Monte Cassino, nach glänzender Blüte im 11. Jahrhundert, in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts hereinbrach, eines Niedergangs, den man damals fast allerorten in den Klöstern beobachten kann. Die cluniacensische Reform war dahin, ihre Wirkung bereits völlig erstorben, und schon hatte, wie so oft in der Geschichte des Mönchtums, das Bedürfnis eine neue Regenerationsbewegung hervorgerufen. Die Prämonstratenser und Cistercienser begannen ihre Wirksamkeit, und Bernhard von Clairvaux vor allem, damals schon im Zenith seines Ruhms, trat als erbarmungsloser Kritiker des lax gewordenen Mönchtums seiner Zeit hervor. „Solch ein Mönch“, heißt es in seinem Tractat De gradibus humilitatis, da wo er das Laster der iactantia geißelt, „solch ein Mönch muß reden, er muß losbrechen, so ist er voller Worte und sein Geist erstickt ihn; er hungert und dürstet nach Hörern, vor denen er seine Eitelkeit ausbreiten kann. Er citiert die Alten und die Modernen, die Maximen fliegen nur so umher, und dröhnend hallen die geschwollenen Reden wider“. Diese Worte, lange ehe Bernhard am Lago Pesole Petrus diaconus persönlich kennen lernte, geschrieben1), könnten beinahe als ein mißgünstiges Konterfei von ihm und seiner Schriftstellerei vom Standpunkt des mönchischen Reformators aus gelten. Wie sein Kloster den typischen Verfall, so zeigt Petrus selbst die moralischen Schäden, die Bernhard an den Mönchen seiner Zeit wie kein anderer mit scharfem Blick durchschaute.
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Caspar, E. (1909). Petrus diaconus als literarische Persönlichkeit. In: Petrus Diaconus und die Monte Cassineser Fälschungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50753-3_9
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