Zusammenfassung
Während die Physiker bei der Erforschung ihrer Objekte stets in erster Linie bemüht gewesen sind, den Kräften, denen die Anorga-nismen ihr Dasein verdanken, auf die Spur zu kommen, haben die Biologen sich von allem Anfang an stets hauptsächlich für die reinen Formen und Gestalten der Organismen interessiert. Die Erforschung der physiologischen Vorgänge, auf denen das Zustandekommen der organischen Formen beruht, die Entwicklungsmechanik oder allgemeiner Formphysiologie mit Einschluß der Vererbungslehre, ist bekanntlich erst ein Kind unserer Zeit und eine reifende Frucht der an den Namen Darwin geknüpften Renaissance biologischer Forschung. Was vordem in der durch Cuvier, Goethe, Burdach, Agassiz u. a. charakterisierten klassischen Epoche der idealistischen Morphologie Organphysiologie und vergleichende Physiologie (Milne-Edwards) hieß, war in logischer Hinsicht eine ebenso deskriptive Disziplin wie die vergleichende Anatomie jener Tage, hatte also mit unserer modernen kausalen Morphologie und vergleichenden Funktionsphysiologie nichts zu tun. Die klassische vergleichende Physiologie verglich die Funktionen der Organe in gleicher Weise miteinander wie die idealistische vergleichende Anatomie ihre Formen.
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Literatur
„Logik der Physiologie.“
s. Anm. 1 auf S. 89.
Sehr mit Recht hat Burckhardt (1903, S. 405) betont, „daß die Systematik der Teile des Individuums eine der der gesamten Individuen durchaus ebenbürtige Aufgabe für unsere Wissenschaft ist“. Einige Zeilen tiefer erläutert er das folgendermaßen: „Trotz der Auflösung des Organismus in seine Teile und Teilchen, der Erschließung einer noch größeren Mannigfaltigkeit von Tatsachen, als sie die Individuen und ihre Verbände darboten, vernachlässigt die Zoologie die systematische Gruppierung dieser Tatsachen, unterschätzt das System, sobald es unter der Schwelle des Individuums seine Anwendung finden sollte, vergißt ihre Geschichte und ihre Werte.“ Wenn Burckhardt hier unter Systematik auch nicht gerade unsere Diagnostik versteht, so gelten seine Bemerkungen doch in gleicher Weise für diese.
Abgesehen von dem ,,Moment der vertikalen Ontogenese“, das aber unsere gegenwärtigen Kreise noch nicht stört.
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Meyer, A. (1926). Logik der reinen Morphologie. In: Logik der Morphologie im Rahmen einer Logik der gesamten Biologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50733-5_3
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