Zusammenfassung
Wir haben das Problem der Prothese bisher mit den Augen des Physiologen und Arztes betrachtet, wir müssen es nun von dem Gesichtspunkt des Mechanikers und Konstrukteurs aus ins Auge fassen. Beide Betrachtungsweisen sind gleich notwendig, nur wo sie sich innig ergänzen und durchdringen, ist ein gutes Endergebnis zu erhoffen. Daß die ärztliche Erforschung der Lähmung unentbehrlich und grundlegend ist, daß wir ohne sie mit unsrer Therapie gänzlich im Dunkel tappen würden, bedarf keiner weiteren Worte. Daß sie allein nicht genügt, beweist neben vielen andern das schon mehrfach zitierte Beispiel des trefflichen Duchenne, des Arztes, dem die Orthopädie für seine klassischen Forschungen über die physiologische Funktion der einzelnen Muskeln wie wenig andern zu Dank verpflichtet ist, dessen Prothesen aber, soviel ich sehe, zwar viel zitiert, aber wenig verwendet werden, weil sie anatomisch korrekt, aber technisch unzweckmäßig sind. Das Richtige ist offenbar, daß der Orthopäde zunächst ganz Arzt sei, in einem gewissen Moment aber sich in den Techniker wandle, der nicht mehr Muskeln und Sehnen sieht, sondern nur noch gelenkig verbundene feste und halbfeste Teile, auf die er mittels Stahl und Tuch, mittels Stangen und Gurten einwirken soll. Nur dann wird er in diesem seinem Stoff materialgerecht konstruieren, so wie es die Natur in ihrem so gänzlich verschiedenen Stoff vorbildlich getan hat.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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von Recklinghausen, H. (1920). Die Lähmungsprothese vom Standpunkt des Technikers betrachtet. In: Gliedermechanik und Lähmungsprothesen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50674-1_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-50674-1_6
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Print ISBN: 978-3-642-50365-8
Online ISBN: 978-3-642-50674-1
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