Zusammenfassung
Die Gelenke gestatten den Gliedern, dem Muskelzug folgend, ihre gegenseitige Stellung zu ändern, legen anderseits dieser Bewegung gewisse Schranken auf und lassen nur bestimmte Änderungen der Stellung zu. Je nach der Zahl der möglichen Änderungsarten sprechen wir von verschiedenen Graden der Bewegungsfreiheit. Ein Gelenk, welches nur Drehung und diese Drehung nur in einer Richtung, wiewohl in doppeltem Sinn, d. h. vor- und rückwärts, gestattet und damit nur einen ersten Grad von Bewegungsfreiheit gibt, nennen wir ein Scharniergelenk (Ginglymus). Die beiden Bewegungssinne pflegen wir als Beugung und Streckung zu unterscheiden. Ellenbogen und Knie können annähernd als Scharniergelenke angesehen werden. Kommt zu der ersten Drehungsmöglichkeit im gleichen Gelenk noch eine weitere senkrecht zur ersten, die sich mit ihr beliebig kombinieren kann, hinzu, so sprechen wir von Doppelscharniergelenk und einem zweiten Grad der Freiheit. Wir bezeichnen diese weitere Bewegung als seitliche Bewegung (Seitwärtsbewegung) oder Abduktion. Als Doppelscharniergelenke können wir mit für unsre Zwecke ausreichender Genauigkeit die Fingergrundgelenke (Metakarpophalangealgelenke) auffassen, und auch das in Wirklichkeit komplizierter gebaute Handgelenk, auf welches wir später noch zurückkommen (§ 43), diirfen wir uns für unsre Betrachtung durch ein Doppelscharniergelenk ersetzt denken. Kugelgelenke, wie z. B. Schulter- und Hüftgelenk, geben dreierlei Bewegungsmöglichkeiten und drei Grade der Freiheit. Zu der Beugung—Streckung sowie der seitlichen Bewegung kommt hier noch die Rollung des Oberarms und Oberschenkels um seine eigne Längsachse. Durch Kombination mehrerer Gelenke zu einem Komplex von Gelenken ergeben sich noch höhere Grade der Freiheit. Über alle diese Dinge findet man in den trefflichen Handbüchern von O. Fischer, Strasser, R. Fick, du Bois-Reymond genaue Auskunft. Für unsre Zwecke genügt obige primitive Betrachtungsweise.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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von Recklinghausen, H. (1920). Allgemeine Gliedermechanik des Gesunden. In: Gliedermechanik und Lähmungsprothesen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50674-1_1
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