Zusammenfassung
Entscheidende Gehalte der Lebensdeutung waren für den jungen Schlegel Ironie, Witz und Enthusiasmus gewesen. Unsere Darlegung zeigte, in welcher Weise sich in ihnen das Gegenspiel von Unendlichem und Endlichem auszusprechen versuchte. In den philosophischen Vorlesungen aus den Jahren 1805 und 1806 ist zwar noch eine Theorie des Witzes und des Enthusiasmus entwickelt, die auf den ersten Blick an die alten Gedankengänge zu erinnern scheint, bei der aber die Polarität, deren ursprünglicher Ausdruck Ironie und Enthusiasmus waren, aufgegeben ist. Nur weil Witz und Ironie hier keine absoluten Seelenvermögen mehr sind, in denen das Verhältnis von Unendlichem und Endlichem schlechthin unbedingt in Erscheinung tritt, kann im Zusammenhang mit einer philosophischen Lehre und Theorie des Bewußtseins ihre abgeleitete Theorie entwickelt werden. Abgeleitet aus einer allgemeinen Theorie des Bewußtseins nehmen sie eine bestimmte, aber nicht erstrangige Stelle unter den Seelenvermögen ein1. Der Gedankengang der philosophischen Vorlesungen könnte ohne sie bestehen. Sie sind Zugaben, Hinterlassenschaften des jungen Schlegel, an den älteren. Zwar gibt sich durch den Witz das Unendliche kund, indem „das höhere Bewußtsein in das niedere gleichsam herunterfährt“; er entspringt aus der Abgerissenheit und dem fragmentarischen Charakter des Bewußtseins2; aber das Unendliche wird nicht mehr in diesem polaren Gegenspiel von Abgerissenheit und umfassender Universalität des geistigen Lebens erzeugt, sondern eine dritte Instanz, die übergeordnet ist, tritt hinzu.
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von Wiese, B. (1927). Die Auflösung der Polarität als Ausdruck der Konversion. In: Friedrich Schlegel. Philosophische Forschungen, vol 6. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50659-8_7
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