Zusammenfassung
Die Wendung zum Orient, die Beschäftigung mit der christlichen Malerei und die Auseinandersetzung mit der französischen Revolution hatten Friedrich Schlegels Geschichtsperspektive von dem Aspekt der Zukunft in den der Vergangenheit verschoben. Die romantische Lehre vom unendlichen Kunstgeist wurde mit den erhaltenden kollektiven Mächten der Vergangenheit, der feudalistischen Tradition des Mittelalters, der universalen Einheit der katholischen Kirche in Verbindung gebracht. Die idealistische Philosophie des freien Selbstdenkens sollte auf den „höheren Idealismus“, den man nicht erfinden, sondern nur wiederfinden kann, zurückführen; die romantische Kunst sollte die Religion verherrlichen. Die Religion aber, der jetzt beide, Philosophie und Kunst, dienen sollten, wurde aus einer subjektiven Erlebnisqualität zu einem objektiv geschichtlichen Gebilde. Dennoch wurden in dieses in der katholischen Kirche lokalisierte Gebilde die Stimmungsmomente romantisch-künstlerischer Religiosität mit aufgenommen. Der Romantiker, auf der Flucht vor dem desillusionierten unendlichen Geiste, hatte den Anschluß an das Tatsächliche und Wirkliche (das „Positive“) gewonnen oder glaubte ihn wenigstens gewonnen zu haben. Aber er trug teils bewußt, teils unbewußt seine Kategorien und Vorstellungen in die neugewonnene Einheit hinein.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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von Wiese, B. (1927). Einbauung der romantischen Ideologie in das katholische Glaubenssystem (1805/06). In: Friedrich Schlegel. Philosophische Forschungen, vol 6. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50659-8_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-50659-8_13
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