Zusammenfassung
Friedrich Schlegei, gehörte in die Reihe jener Geister, deren Werk niemals vollständig auszudrücken vermochte, was in ihnen lebendig war und bei denen dieses Sich-nicht-Entsprechen von Leben und Lebensausdruck in ihrem eigenen Wesen begründet lag. Nacheinander suchte er sich der verschiedenen Sphären des geistigen Daseins zu bemächtigen, aber er scheiterte immer wieder daran, daß die unbegrenzte Mannigfaltigkeit seiner Gedanken und Einfälle sich nicht in den eigengesetzlichen Formen des Geistes auszusprechen vermochte. So bleibt seine tatsächliche Leistung eine nur durch sein Wesen zusammengehaltene Fülle von Bruchstücken, Ansätzen, Versuchen und Antizipationen. Wie vielen Romantikern, so wird man auch ihm nicht gerecht, geht man nicht auf ihn selber zurück. Denn immer wieder werden die vielerlei schillernden und widerspruchsvollen uns überlieferten Zeugnisse dazu verlocken, dem Ursprünge dieses Menschen näherzukommen und die Einheit seines Wesens auch noch in so verschiedenen objektiven Brechungen und in so viel Wandlungen der Meinung und Überzeugung zu veranschaulichen. Jedoch nicht nur als eine widerspruchsvolle Privatnatur, bei der Leben und Leistung sich nicht entsprechen konnten, beansprucht Friedrich Schlegel unser Interesse, sondern nicht minder als eine geistesgeschichtlich bedeutsame, die eine ganze Spanne ihres Lebens dem Zusammenhang von Mensch und Werk nachgesonnen hat und die die Frage nach diesem Zusammenhang in historisch wirksamer Weise gestellt und zu lösen versucht hat.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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von Wiese, B. (1927). Einleitung. In: Friedrich Schlegel. Philosophische Forschungen, vol 6. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50659-8_1
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