Zusammenfassung
Die Dämpfe, welche aus einer kochenden Flüssigkeit aufsteigen, haben im Allgemeinen dieselbe Menge freier Wärme, welche die kochende Flüssigkeit zeigt. Eine Flüssigkeit, welche unter dem gewöhnlichen Luftdrucke, also in einem offenen Gefässe siedet, kann ferner durch weiteres Erhitzen nicht auf eine über ihrem Siedepunkte liegende Temperatur gebracht werden. Was ihr mehr an Wärme zuströmt, wird als latente Wärme zur Bildung des Dampfes verwendet. Durch ein stärkeres Feuer können wir also nicht den Siedepunkt höher bringen, wohl aber die Dampfbildung beschleunigen und vermehren. Geschieht dies im vollsten Maasse, so kocht die Flüssigkeit in engen Gefässen in Folge der rapiden und vermehrten Dampfblasenbildung über, sie steigt aus dem Kochgefäss heraus. Man nehme ein Probirgläschen zur Hand, fülle es halb mit Wasser und halte es mittelst eines Reagirglashalters nach vorheriger Durchwärmung mit dem unteren Ende, ohne jede Bewegung, in eine Weingeistflamme. Es beginnen alsbald kleinere Dampfblasen von dem Boden des Glases aufzusteigen, das Wasser siedet, die Dampfblasen werden grösser und grösser und endlich so gross und schnell erzeugt, dass sie den grössten Theil des Wassers aus dem Probirgläschen herausschleudern. Durch sanftes Bewegen und Schütteln des Wassers wird die Bildung grosser Dampfblasen gestört, und kleine Dampfblasen versetzen die Wassersäule nur in gelinde Wallung. Wenn man daher Flüssigkeiten in Probirgläschen sieden lassen will, so führe man die Erhitzung durch eine Flamme stets unter Hin- und Herbewegen der Gläschen aus.
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Hager, H. (1877). Vorgang beim Erwärmen und Kochen der Flüssigkeiten. Beständigkeit der freien Wärme des Dampfes des kochenden Wassers. Fixe, flüchtige Körper. Gas. Dampf. Permanente, coërcible Gase. In: Chemisch-pharmaceutischer Unterricht. Erster Unterricht des Pharmaceuten, vol 1. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50650-5_8
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