Zusammenfassung
In wenigen Bereichen der Medizin sind Physiologie und soziokulturelle Traditionen so eng verwoben wie im weiblichen Sexualzyklus. In allen Zeitaltern und Kulturkreisen sind dem Zyklus der Frau und im besonderen der Menstruation zahlreiche mitunter absonderliche Eigenschaften attribuiert worden, welche überwiegend mythisch-magischen Charakter hatten. So ist Plinius’ d. J. These, daß beispielsweise in Gegenwart menstruierender Frauen der Most sauer zu werden pflege, für unsere heutigen Begriffe ebenso unverständlich wie die Deutung der Menstruation als Folge einer Versündigung, wie Hildegard von Bingen (1098–1179) sie verstanden hat (Fischer-Homberger 1979). Theorien von der Giftigkeit des Menstrualblutes, aber auch seiner magischen Kraft, hielten sich bis in das 20. Jahrhundert hinein und wurden abgelöst von fast modern anmutenden Anschauungen in der forensischen Psychiatrie, nach denen die Menstruation als strafmildernd und hafterleichternd, zumal bei jungen Mädchen, gewertet wurde (Krafft-Ebing 1901). Das spektakuläre Gutachten von Katharina Dalton, nach dem 1982 zwei des Mordes angeklagte Frauen in Großbritannien freigesprochen wurden, weil sie eine krankheitswertige prämenstruelle Symptomatik geltend machen konnten (Mahr 1985), verdeutlicht, ein wie hoher Stellenwert zyklusabhängigen Symptomen eingeräumt wird.
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Literatur
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Teichmann, A.T. (1989). Wechselwirkung seelischer, körperlicher und endokriner Faktoren im Menstrualzyklus. In: Künzel, W., Kirschbaum, M. (eds) Gießener Gynäkologische Fortbildung 1989. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50217-0_21
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