Zusammenfassung
Einer der einfachsten Versuche der modernen Tierpsychologie ist der des T-förmigen Labyrinths. Das zu prüfende Tier wird am freien Ende des T-Stiels in das Labyrinth gesetzt, es findet am Ende des rechten T-Balkens eine Belohnung, erhält nach Betreten des linken eine Strafe und gewöhnt sich so bald daran, in allen ähnlichen T-Labyrinthen nurmehr den rechten Schenkel zu betreten, auch wenn Strafreiz und Belohnung fehlen. Wesentlich an dieser Dressur auf rechts (oder links) ist, daß sie schon bei sehr niedrigstehenden Tieren gelingt, z. B. beim Regenwurm590 oder bei einer Landschnecke586, ja nicht nur intakte Regenwürmer, sondern auch solche ohne Gehirn, ja sogar ohne die in den ersten 6 Segmenten enthaltenen Teile des Nervensystems sind zu einer solchen Dressur fähig587. Vorbedingung hierfür ist: 1. ein gewisses „Gedächtnis“, und 2. eine Art „Seitigkeit“, die vermutlich nur bilateralen Tieren zukommt. Denn bei einem in Schrauben linien schwimmenden Infusor dürfte eine solche Dressur auf rechts oder links kaum gelingen, obwohl die technischen Vorbedingungen hierzu vorhanden wären, und zu untersuchen bliebe allein, ob bereits die niedersten bilateralen Tiere (Strudelwürmer) diese Fähigkeit besitzen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Bonhoeffer, K.: Zur Klinik und Lokalisation des Agrammatismus und der Rechts-Links-Desorientierung. Mschr. Psychiätr. 54 (1923).
Buytendijk, F. J. J.: Über das Umlernen. (Nach Versuchen bei Ratten.) Arch. néerl. Physiol. 15 (1930).
Buytendijk, F. J. J., u. W. Fischel: Strukturgemäßes Verhalten von Ratten. Arch. néerl. Physiol. 16 (1931).
Elze, C.: Rechts und Links im Körperschema. Anat. Anz. 58, Erg.-H. (1924).
Elze, C.: Rechtslinksempfinden und Rechtslinksblindheit. Z. angew. Psychol. 24 (1924).
Elze, C.: Kann jedermann rechts und links unterscheiden, Dtsch. Z. Nervenheilk. 90 (1926).
Fischel, W.: Dressurversuche an Schnecken. Z. vergl. Physiol. 15 (1931).
Garth, T. R., and M. P. Mitchell: The learning Curve of a land snail. J. comp. Psychol. 6 (1926).
Heck, L.: Über die Bildung einer Assoziation beim Regenwurm auf Grund von Dressurversuchen. Lotos 67 (1920).
Hempelmann, F.: Tierpsychologie. Leipzig 1926.
Hunter, W. S.: Habit interference in the white rat and in human subjects. J. compar. Psychol. 2 (1922).
Yerkes, R. M.: The intelligence of earth worms. J. animal behav. 2 (1912).
Hamill, R.: Sequence of turns versus distances as essential patternelements in the maze problem. J. comp. Psychol. 11 (1931).
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1932 Julius Springer in Berlin
About this chapter
Cite this chapter
Ludwig, W. (1932). Rechts-Links-Blindheit und Dressierbarkeit auf rechts und links. In: Das Rechts-Links-Problem im Tierreich und beim Menschen. Monographien aus dem Gesamtgebiet der Physiologie der Pflanzen und der Tiere, vol 27. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50101-2_37
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-50101-2_37
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-540-04963-0
Online ISBN: 978-3-642-50101-2
eBook Packages: Springer Book Archive