Zusammenfassung
Die biochemischen Grundlagen der von uns (1) vorgeschlagenen organspezifischen, cytostatischen Therapie des Prostata-Ca sind:
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1.
Außer seinem oestrogenen Effekt hat das Diäthyl-stilboestrol = 4,4′- Dioxy-α, β, däthyl-stilben (DDS) einen außerordentlich starken, direkten cytostatischen Effekt. Dies wurde 1939 bereits von Moellendorff (2–3) und 1943 von Lettré (4) an Gewebekulturen festgestellt, 1952 von Druckrey (5) an befruchteten Seeigel-Eiern bestätigt.
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2.
Phosphorsäure-Ester des DDS sind sehr gut wasserlöslich, also intravenös injizierbar. Ungespalten haben sie weder einen nennenswerten cytostatischen Effekt (5), noch dürften sie einen meßbaren oestrogenen Effekt haben.
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3.
Normale Prostata-Drüsenzellen und erst recht Prostata-Krebszellen enthalten ungeheuer große Mengen einer spezifischen Phosphatase mit ph-Optimum bei 5,0 (6–7); etwa 50–100 mal mehr als phosphatasereichste, sonstige Körperzellen.
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4.
Nach i. v. Injektion von DDS-Phosphorsäure-Estern beginnt einerseits sofort deren Ausscheidung durch die Nieren; zum anderen setzt überall im Organismus ihre fermentative Spaltung ein, deren Stärke von der aktuellen Reaktion und dem Fermentgehalt der jeweiligen Körperzellen bestimmt wird. Zu einer bevorzugten und besonders stürmischen Spaltung muß es an den Prostata-Krebszellen kommen, weil nur hier beide Voraussetzungen dafür günstig sind: Nämlich einmalig hohe Phosphatase-Aktivität und dazu — wie in allen malignen Tumorzellen (8–11) — schwach saure Reaktion. Aus der unwirksamen Transportform wird also erst mit Hilfe der Krebszellen selbst die wirksame Form des Pharmakons frei, nämlich DDS, von dem somit eine Konzentration am Wirkungsort erzielt wird, wie sie mit der bisher üblichen Therapie niemals erreicht wurde. Mit anderen Worten: Eine hochspezifische Eigenschaft der Krebszelle selbst wird zu ihrer selektiven Schädigung eingesetzt!
Die experimentellen Arbeiten wurden mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft durchgeführt.
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Literatur
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Raabe, S. (1954). Gezielte Chemotherapie beim metastasierenden Prostata-Krebs. In: Pirwitz, J. (eds) Grundlagen und Praxis Chemischer Tumorbehandlung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-49890-9_12
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