Zusammenfassung
Alles menschliche Tun ist unzulänglich, all sein Wollen und Handeln, all sein Streben und Suchen nach Besserem und Vollkommnerem und alle seine Erfindungsgabe führen, selbst wenn sie noch so gut gewollt und von den reinsten und edelsten Absichten getragen sind, nie zu idealen Lösungen. So muß der Mensch sich meist mit relativen begnügen, die sich über kurz oder lang mit Fehlern behaftet und bedingt wertvoll und segensreich erweisen, da sie häufig genug nicht nur Gutes, sondern höchst Fragwürdiges, bisweilen sogar erkennbares Unglück und Schaden umschließen. Auch die Heilkunst kann diesem Zwiespalt zwischen Gutwollen und Übelwirken nicht entgehen, weil sich selbst das richtig erkannte und angewandte Heilprinzip höchstens in einem ganz bestimmten, meist eng umgrenzten Bezirk der vielschichtigen Wirksamkeit als nützlich erweist und einer positiven heilkräftigen Wirkung teilhaftig ist. Selbst unser verfeinertes Erkennen ist nicht ausreichend, um in jedem speziell gelagerten Behandlungsfall alle Einzelheiten der individuellen Reaktionsfähigkeit und Krankheitslage zu erfassen und alle Konsequenzen einer bestimmten Heilmaßnahme zu übersehen und in Rechnung zu stellen, weil „dieselbe Krankheit“ bei jedem einzelnen, genau genommen, eine andere Krankheit ist. Es ist für jeden denkenden Arzt ein schmerzlicher Augenblick, wenn er erleben muß, daß „Helfen und Heilen“ nicht immer für den Patienten Hilfe und Heil bedeuten, sondern ebenso unzulänglich und zwiespältig wie alle menschlichen Unternehmungen sind, unter Umständen sogar Gefahr und die Möglichkeit einer Schädigung in sich bergen.
Vor 50 Jahren war das Leben unglaublich definitiv,. seitdem wird es immer provisorischer.
H. Krailsheimer.
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© 1956 Springer-Verlag OHG. Berlin · Göttingen · Heidelberg
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Haas, H. (1956). Die Arzneimittelnebenwirkungen und die Therapie. In: Spiegel der Arznei. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-49859-6_17
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