Zusammenfassung
Jeder ökologische Bereich ist durch eine nach Zahl und Art wechselnde, aber in ihrer Zusammensetzung charakteristische Flora und Fauna gekennzeichnet. Wenn wir die Vielfalt der Wechselbeziehungen zwischen den Organismen und ihren Anteil am gesamten Stoffwechsel studieren wollen, müssen wir uns auch mit den Mikroorganismen beschäftigen. Da Mikroorganismen nur selten auf Grund makroskopisch oder mikroskopisch erkennbarer morphologischer Merkmale eindeutig taxonomisch angesprochen werden können, müssen sie zunächst isoliert und in Reinkultur gebracht werden. Auch für biochemische Untersuchungen brauchen wir Reinkulturen. Die Isolierung gelingt meist nicht mit einem Schritt, besonders dann nicht, wenn die zu isolierenden Organismen nur mit einer geringen Individuenzahl in der Population vertreten sind, verhältnismäßig langsam wachsen, ihre Kultur schwierig ist oder ihre Ansprüche nicht genau bekannt sind. Durch die Anreicherungskultur soll die Zusammensetzung der Population zugunsten des zu isolierenden Organismus so verändert werden, daß dieser überwiegt. Anreicherungskulturen werden auch angelegt, wenn man nicht an einer besonderen Species interessiert ist, sondern einen Organismus mit bestimmten physiologischen Eigenschaften sucht, also z. B. Bakterien, die Nitrit oxydieren, Kohlenwasserstoffe abbauen, Steroide oxydieren, bestimmte Substrate wie Aminosäuren, Vitamine, Basen usw. benötigen (auxotrophe Mutanten) oder bestimmte Regulationsmechanismen im Stoffwechsel besitzen. Anreicherungskultur wird seit vielen Jahrtausenden überall dort betrieben, wo der Mensch Mikroorganismen unbewußt in seinen Dienst gestellt hat, wie z. B. bei der Herstellung von Wein. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden unter wissenschaftlichen Fragestellungen Anreicherungsverfahren planmäßig entwickelt, vor allem in den Laboratorien von BEIJERINCK und WINOGRADSKY.
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Drews, G. (1968). Die Anreicherung und Isolierung von Mikroorganismen. In: Mikrobiologisches Praktikum für Naturwissenschaftler. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-49838-1_2
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