Zur Kenntnis Lebender Bewegungsmechanismen

Zusammenfassung

In den letzten Jahren sind unsere Kenntnisse über die Bewegungsmechanik jener mannigfaltigen Einrichtungen, bei welchen lebende Gewebe die Ausschleuderung von Früchten, Samen oder Sporen bewirken, in erfreulicher Weise vertieft worden. Besonders die Arbeiten von Overbeck (1 a, b, c) und Ziegenspeck (2 a) haben zur weiteren Klärung verschiedener solcher Fälle beigetragen. Overbeck hat in seiner zweiten Arbeit ausführlich dargetan, daß bei einer Reihe von Turgescenz-Schleudermechanismen (Impatiens-, Lathraea-, Dorstenia-Früchten, Oxalis-, Biophytum-Samen) „ein ganz bestimmtes Bauprinzip hinsichtlich Gestalt und Anordnung der mechanisch wirksamen Zellen“ gemeinsam ist. „Diese Zellen sind senkrecht zu jener Richtung gestreckt, in der die Mechanik der Schleudereinrichtung das Wirken von Druckkräften sowie die Ausführung einer Bewegung erfordert.“ Im Gewebeverband befinden sich die Schwellzellen in einer Zwangslage, nach seiner Aufhebung können sie sich abrunden, wobei sie ihren größten Durchmesser verkürzen, den kleinsten verlängern. Da dieser kleinste Durchmesser aber in die Richtung der auszuführenden Bewegung fällt, erklärt sich diese einfach aus der Gestaltsveränderung der Zellen; das turgescente Abrundungsbestreben ist die Bewegungsursache, eine Volumzunahme findet nicht statt.