Zusammenfassung
Die Forderungen an ein exaktes Experiment in der Psychologie wurden von Wundt folgendermaßen präzisiert: Die Vorgänge sollen in ihren Bedingungen willkürlich und künstlich wie in der Chemie und Physik erzeugt werden können. Die Wiederholbarkeit unter gleichen Umständen soll gewährleistet sein. Nach dem Prinzip der „Variation“ sollen die zu erforschenden Vorgänge auch in anderen Zusammenhängen nachgeprüft werden. Schließlich verlangte Wundt, daß die Beobachtung im Zustande der angespannten Aufmerksamkeit zu erfolgen habe. Kraepelin, ein Schüler Wundts, äußerte in einer Veröffentlichung über den psychologischen Versuch in der Psychiatrie, daß es notwendig sei, das Gesamtbild in die einzelnen Grundstörungen oder dem Experiment zugänglichen Grundfunktionen zu zerlegen. So kam er zur Methodik der isolierten Messung der Auffassung, des Reaktionsvermögens, der Assoziationszeiten, des Zeitschätzens und der Rechenversuche, obwohl zur Kritik gesagt werden muß, daß es sich hierbei keineswegs um wirklich isolierte Partialfunktionen handelt, sondern gleichzeitig zahlreiche seelische Einzelfunktionen geprüft werden, wenn auch das Schwergewicht auf einer Funktion ruht. Auch der von Düker entwickelte Rechentest, mit dessen Hilfe Düker eine isolierte seelische Funktion, die Koordinationsfähigkeit, zu prüfen glaubt, ist unserer Auffassung nach ein Verfahren zur Untersuchung immer noch recht komplexer seelischer Abläufe, bei deren Beurteilung zahlreiche Imponderabilien berücksichtigt werden müssen. Es gibt nämlich keine exakt isolierbaren seelischen Teilfunktionen. 1925 hat Kraepelin in einer Bemerkung zu einer Arbeit von J. Lange selbst von den „entmutigenden Ergebnissen” seiner mühsamen und zeitraubenden Untersuchungen gesprochen.
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© 1956 Springer-Verlag OHG. Berlin · Göttingen · Heidelberg
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de Boor, W. (1956). Methodische Fragen. In: Pharmakopsychologie und Psychopathologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-49820-6_4
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