Zusammenfassung
Krankheit ist immer eine besondere Lebenssituation des einzelnen Menschen. Jedes Individuum gestaltet nach der ihm eigentümlichen Struktur und den für es zutreffenden Bedingungen seine Krankheit. Jeder Fall desselben Krankheitsbildes verläuft im Einzelfalle anders. auch durch denselben Erreger „hervorgerufene“ Infektionsprozesse zeigen bei jedem Patienten ein ganz andersartiges Aussehen. Schon in der wechselnden Lokalisation des Herdes tritt uns das Einmalige des Vorganges entgegen. Derselbe Streptococcus kann ein Panaritium, ein Erysipel, eine Arthritis, eine Peritonitis oder eine Thrombophlebitis verursachen. Auch Infektionsprozesse am selben Organ bei gleicher Keimbeteiligung verlaufen in jedem Einzelfalle ganz verschieden, harmlos mit spontaner Heiltendenz oder progredient mit bösartiger Entwicklung. Jeder Furunkel, jede Knochentuberkulose, jede Appendicitis usw. ist von der gleichen Erkrankung bei einer anderen Person so durchaus abweichend, daß wir immer wieder Fehler machen, wenn wir diese Prozesse etwa bei der Beurteilung unserer Heilmethoden für eine Krankheit vergleichen wollen. Lehrbuchmäßige Darstellungen sind aus einer größeren Zahl ähnlicher Vorgänge abgeleitete und konstruierte Durchschnittsbilder, die bei Beobachtung in der Wirklichkeit beim einzelnen Patienten ein immer wieder anderes Aussehen erhalten. Die außerordentlichen individuellen Unterschiede im Anpassungsverhältnis Organismus/Erreger werden noch größer, wenn wir nicht nur Krankheitsfälle vergleichen, sondern festzustellen versuchen, warum der eine Organismus erkrankt und der andere gesund bleibt.
„Nein, die Reaktion der Gewebe hängt nicht wesentlich von äußeren Einflüssen ab, sondern sie hängt vielmehr wesentlich ab von der inneren Einrichtung der Teile. Die äußeren Einflüsse machen dabei nichts, als daß sie diesen inneren Einrichtungen den Anstoß zur Tätigkeit erteilen.“
R. Virchow.
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Hegemann, G. (1949). Einleitung. In: Die Individuelle Reaktionsweise bei Chirurgischen Infektionsprozessen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-49786-5_1
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