Die Ernährungsstörungen des Säuglings

Zusammenfassung

In keinem Lebensabschnitt treten Störungen in der Ernährung und Durchfallserkrankungen häufiger als im Säuglingsalter auf, und nie führen derartige Krankheiten schneller zu funktionellen Ausfallserscheinungen, Beeinträchtigungen des intermediären Stoffwechsels, zu Verlust von Körpersubstanz oder gar zum Tode. Neue Kenntnisse auf dem Gebiet der Verdauungsphysiologie des Säuglings und der Pathogenese infektiöser Darmerkrankungen haben dazu geführt, daß diese das erste Lebensjahr so bedrohenden Krankheiten des Verdauungssystems in den letzten Jahren an Bedeutung für die Säuglingsletalität verloren haben. So hat nicht nur die Erkrankungshäufigkeit an Ernährungsstörungen abgenommen, sondern neue therapeutische Möglichkeiten haben die Letalität selbst der schwersten Form der Säuglingsenteritis bei hospitalisierten Säuglingen auf 4–6% gesenkt, während sie noch um die Jahrhundertwende bei 90% lag, so daß es damals selbst Univ.-Kliniken gab, die kranke Säuglinge nicht aufzunehmen wagten. Diese Fortschritte behalten aber nur ihre praktische Bedeutung, wenn der Pädiater die altersentsprechende Reaktion des Säuglings, bei der Ernährung, bei Infektionen und Durchfallserkrankungen kennt und sie bei Prophylaxe und Therapie berücksichtigt. So wird es gerade in diesem Kapitel notwendig sein, häufig auf die im ersten Teil geschilderten Fakten der Säuglingsphysiologie zurückzugreifen, denn es ist auch auf dem Gebiet der Ernährungsstörungen im Säuglingsalter heute nicht mehr möglich, nur mit der eigenen Empirie oder der traditionsmäßig weitergegebenen Erfahrung einer bestimmten Schule optimale Erfolge zu erreichen.