Zusammenfassung
Als „exogene Reaktionstypen “ hat Bo nhoeffer bekanntlich eine Reihe von Erscheinungsformen des Irreseins bezeichnet, die gewissermaßen den Ausdruck einer von außen an das Gehirn herantretenden Schädigung bedeuten, namentlich der Vergiftungen und Infektionen, auch wohl der Hirnverletzungen. Es handelt sich dabei um Delirien, epileptiforme Erregungen, Dämmerzustände, Halluzinosen, Amentia mit bald mehr halluzinatorischem, katatonischem oder inkohärentem Gepräge, manische Zustände, denen sich noch als Verlaufsformen hyperästhetisch-emotionelle Schwächezustände, Kor esakowsche Bilder, pseudoparalytische Defektzustände hinzugesellen können. Diese Auffassung hat nahezu widerspruchslose Anerkennung gefunden, in dem Sinne, daß den „exogenen “ Ursachen des Irreseins allgemein die Eigenschaft zugeschrieben wird, sich in den hier gekennzeichneten Formen zu äußern, ohne daß die besondere Art der Schädigung dabei eine erkennbare Rolle spielt. Es wäre ohne Zweifel von größter Bedeutung, wenn wir aus dem Krankheitsbilde selbst darüber Klarheit gewinnen könnten, ob die Entstehung einer vorliegenden seelischen Störung auf innere oder auf äußere Ursachen zurückzuführen sei. Die Tragweite dieser Erkenntnis geht unmittelbar aus der von B o nho eff er mit Vorsicht ausgesprochenen Vermutung hervor, daß die den „exogenen Reaktionstypen “ entsprechenden Zustandsbilder, die wir im Verlaufe der Epilepsie, der Dementia praecox, des manisch-depressiven Irreseins beobachten, ein Hinweis auf deren „exogene “Entstehung sein könnten. Die verbreitete, den wissenschaftlichen Tagesströmungen entsprechende Meinung, daß es sich bei jenen Krankheiten um Selbstvergiftung durch Abbaustoffe oder krankhafte Drüsenerzeugnisse handle, würde so eine starke Stütze gewinnen. Die Richtigkeit der Bonhoefferschen Feststellung, daß die „exogenen Reaktionstypen “ bei den durch äußere Schädigungen hervorgerufenen Geistesstörungen überaus häufig sind, wird niemand bestreiten wollen. Eine andere Frage ist es, ob und wieweit ihre Eigenart wirklich durch den Umstand bedingt wird, daß die Krankheitsursachen von außen an das Gehirn herantreten.
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Kraepelin, E. (1926). Über „exogene Reaktionstypen“. In: Arbeiten aus der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in München (Kaiser-Wilhelm-Institut). Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-49740-7_29
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