Zusammenfassung
Im Vorwort haben wir darauf hingewiesen, daß unser Thema einem Gebiet angehört, das sich erst in jüngster Zeit zu einem eigenen Forschungszweig entwickelt hat. Wenn auch, wie wir bemerkten, diese Entwicklung zur Zeit einen gewissen Abschluß erreicht hat, so bietet doch die eigenartige und zum Teil sogar umstrittene Stellung unseres Wissensgebietes noch Schwierigkeiten besonderer Art, in unserem Falle hinsichtlich der Form der Darstellung des Stoffes. Man pflegt die Süßwasserforschung im Hinblick auf die verschiedenen anderen Forschungszweige, mit denen sie Berührungspunkte hat, als Grenzgebiet zu bezeichnen; andererseits aber stellt sie ja jene Gebiete in synthetischer Arbeitsweise in den Dienst des Aufbaues des eigenen Forschungsgebäudes, benutzt sie also gewissermaßen als Hilfswissenschaften. Die Entwicklung des letzten Jahrzehntes hat die Süßwasserforschung über die rein biologische Problemstellung hinausgeführt: nicht mehr der Organismus oder auch die Organismengemeinschaft ist ihr Forschungsgegenstand, sondern das Gewässer als Ganzes, als Einheit. Sie untersucht das Gewässer nach geologischen, geographischen, physikalischen, chemischen und biologischen (zoolcgisch-botanischen) Gesichtspunkten. In bewußter Durchführung dieses Gedankens bezeichnet man das ganze Forschungsgebiet nicht mehr als „Hydrobiologie“ — die ja schließlich trotz ihrer Eigenstellung ein Teil der Biologie bleibt —, sondern als „Limnologie“, wobei bemerkt werden darf, daß der Ausdruck nicht ganz exakt ist, da er im. Sinne des Wortes „pars pro toto“ verwandt wird. Da wir nun in unserem Buch keine Limnologie, sondern eine Biologie der Süßwasserseen geben sollten, so wird man verstehen, daß es einige Schwierigkeiten bot, die rechte Form der Darstellung zu finden. Wir glauben sie gefunden zu haben, indem wir in dem Rahmen, den die eigentliche limnologische Forschung uns liefert, die Probleme vom biologischen Gesichtspunkt aus entwickelt haben. Und das erscheint als durchaus möglich, denn wohl jedes limnologische Problem ist ein biologisches, wenn wir den Organismus oder die Lebensgemeinschaft in den Mittelpunkt der Fragestellung setzen. Wir haben dabei — wie wir ja auch eingangs betonten — das biozönotische Prinzip in den Vordergrund treten lassen, da es ja den Kernpunkt der hydrobiologischen Wissenschaft überhaupt darstellt. Sollten wir im Einzelfall vielleicht das eine oder andere Mal von dieser rein biologischen Problemstellung etwas abgewichen sein zugunsten einer mehr limnologischen, so hoffen wir, dadurch das Gesamtbild nicht gestört, sondern vielmehr das Verständnis für das ganze Gebiet vertieft zu haben.
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Lenz, F. (1928). Schlußwort. In: Einführung in die Biologie der Süsswasserseen. Biologische Studienbücher, vol 9. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-49729-2_6
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