Physiologie und Pharmakologie des Ionenaustausches in der Niere

Zusammenfassung

Die These, daß Ionenaustauschprozesse unter Beteiligung der Nierentubuli bei der Harnbereitung eine wesentliche Rolle spielen, wurde erstmalig von Homer Smith (1) in seiner 1937 erschienenen Nierenmonographie postuliert. Smith vertrat vor allem die Ansicht, daß der Harn durch den tubulären Austausch von Wasserstoffionen für Natriumionen angesäuert würde: Im Rahmen dieses Ionenaustausches werde das Natriumbicarbonat der Tubulusflüssigkeit in Kohlensäure umgewandelt, diese zerfällt in Wasser und Kohlendioxyd und letzteres diffundiert durch das Tubulusepithel zurück ins Blut. Andere im Tubulusharn befindliche Puffer werden bei diesem Vorgang teilweise in titrierbare Säure verwandelt. Ein Befund war es vor allem, der schon damals diese Hypothese stützte: Montgomery und Pierce (2) machten im Verlaufe ihrer Mikropunktionsstudien die Beobachtung, daß 0,33 molare, phenolrothaltige Natriumphosphatlösung mit einem pH von 7,5, in den distalen Tubulus eines Frosches injiziert, innerhalb 60 sec die Farbe des sauren Indikators annimmt; da innerhalb des distalen Tubulus nur wenig oder gar kein Phosphat reabsorbiert wird (3), ist die signifikante Ansäuerung am leichtesten durch den Austausch von Wasserstoff für Natriumionen erklärbar.