Vom Ablauf chemischer Reaktionen

Zusammenfassung

Ein ähnlich erfolgreiches Vordringen wie auf den beiden vorstehenden Gebieten hat die physikalische Chemie auch auf dem Gebiete der chemischen Kinetik zu verzeichnen. Lange Jahre hat der Chemiker sich dem Ablauf einer chemischen Reaktion gegenüber so gut wie ganz in der Rolle des Fatalisten befunden: Will eine erwartete Reaktion ablaufen, so ist es gut; will sie nicht, so läßt sich nichts ändern. Und doch ist es augenscheinlich, daß der Organismus eine ganz andere Stellung zum chemischen Geschehen einnimmt; fast souverän schaltet er über den Ablauf seiner chemischen Reaktionen, er bringt schwierige Reaktionen zuwege, kann spontan ablaufende unterdrücken, er kann in Gang befindliche Reaktionen zu gegebener Zeit arretieren und kann die Geschwindigkeit der chemischen Prozesse nach dem jeweiligen Maß des Gebrauches regulieren. Ist die Fähigkeit dieser Reaktionsbeherrschung das Geheimnis des Vitalen, oder handelt es sich hier in letzter Linie nur um die Ausnutzung einer Regulierbarkeit, die an sich schon den chemischen Reaktionen eigen ist? Die physiko-chemische Reaktionskinetik ist in der Lage, gestützt auf sichere und auch bereits gut ausgebaute Fundamente, eine bejahende Antwort in letzterem, der Forschung günstigerem Sinne zu geben.