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Zusammenfassung

In den zwischenliegenden Jahren konnte ich fortlaufend eigenes weiteres Material zu den Fragestellungen dieses Buches sammeln. Auch von anderen Forschern wurde eine Anzahl sie berührender Beobachtungen und Analysen in der Literatur niedergelegt. Gaupp schildert in fortlaufenden Veröffentlichungen die seelische Weiterentwicklung des Hauptlehrers Wagner; es interessiert uns hier besonders die Tatsache, daß auch sie wieder nicht nach dem starren, progressiven Paranoiaschema verläuft, sondern in der Anpassung an das Hinfallen alter und das Hervortreten neuer Umweltreize ihre psychologische Reaktivität auch weiterhin verrät: Die große Affektentladung des Massenmords und die katastrophale Umstellung der äußeren Lebenslage durch die Anstaltsinternierung zeichnet sich auch im psychischen Krankheitsverlauf als große Cäsur ab. Das aus der sexualethischen Konfliktsspannung entsprungene, geschlossene Verfolgungswahnsystem blaßt bis zur weitgehenden Korrektur ab. Die wahnbereite Persönlichkeit bleibt natürlich bestehen und verfängt sich manchmal wieder in kleinen Anstaltserlebnissen. Im ganzen aber hat das Moment der moralischen Selbstquälerei, das ihn unseren Sensitiven verwandt macht, nunmehr nach der gewaltsamen Lösung seine Hochspannung verloren und liegt als abgeschlossene Lebensphase hinter ihm Die Tendenzen der Selbstwerterhöhung, als die andere Seite seiner Persönlichkeit, haben nun in einer nicht mehr so verkrampften, weil nicht mehr so kontrastierten Weise freie Bahn und leben sich vor allem in dichterischen Produktionen dramatischer Art aus — eine Selbstbefreiung durch Selbstdarstellung; sie werden nicht ohne äußeren Ehrgeiz betrieben. Die Neigung zur Selbstbespiegelung und zur Schau getragenen Menschenverachtung kommt immer wieder durch. Kehrer hat besonders noch den starken durchgehenden Ressentimentzug bei Wagner hervorgehoben — gewiß eine wichtige Seite an dem komplizierten Gesamtbild —, die von Gaupp herausgearbeiteten Züge werden dadurch nicht verschoben, sondern nur ergänzt.

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© 1950 Springer-Verlag Berlin / Göttingen / Heidelberg

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Kretschmer, E. (1950). Einleitung. In: Der Sensitive Beziehungswahn. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-49690-5_1

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