Zusammenfassung
Der Rheumabegriff. Unter der Bezeichnung Rheumatismus alle diejenigen Beschwerden zusammenfassen zu wollen, die in wechselnder Lokalisation und Intensität im Bereich der Knochen, Muskeln, Sehnen und Gelenke auftreten, kann unmöglich befriedigen. Es würde diesem Begriff nämlich eine große Zahl von Krankheitszuständen einzuordnen sein, die sich hinsichtlich der Bedingungen, unter denen sie entstehen, und hinsichtlich ihres pathologisch-anatomischen Substrats erheblich unterscheiden. Deshalb hat es sich weitgehend eingebürgert, die Bezeichnung Rheumatismus auf solche Fälle zu beschränken, die ein einigermaßen charakteristisches entzündliches Geschehen darstellen, welches unter bestimmten Bedingungen auftritt. Allerdings braucht sich dieses nicht auf den Bewegungsapparat zu beschränken, sondern kann als Ausdruck eines Krankheitsprozesses, der das Mesenchym des ganzen Körpers, wenn auch mit wechselnder Lokalisation in Mitleidenschaft zu ziehen vermag, auch innere Organe (Herz, Gefäße, seröse Häute) befallen. So wird es verständlich sein, daß Fälle von Rheumatismus nicht selten vorkommen, bei denen der bevorzugte Sitz des pathologisch-anatomischen Prozesses zu Krankheitserscheinungen an inneren Organen führt, ohne daß der Bewegungsapparat Krankheitssymptome darbietet (sog. visceraler Typus des Rheumatismus). Das pathologisch-anatomische Substrat kann nach den Untersuchungsergebnissen von F. KLINGE in drei Stadien eingeteilt werden. Das erste Stadium ist ausgezeichnet durch eine Quellung der Bindegewebsfibrillen, wobei gleichzeitig eine seröse Exsudation stattfindet, u. U. Fibrinniederschläge sich finden. Im zweiten Stadium kommt es zum Auftreten der sog. rheumatischen Granulome. Im Anschluß an die Verquellung der kollagenen Fasern wuchern ovalkernige Mesenchymzellen, von denen einzelne zu mehrkernigen Riesenzellen auswachsen können. Im Zentrum zumal größerer Granulome zeigen sich nicht selten mehr oder weniger ausgedehnte Nekrosen. Das dritte Stadium stellt die bindegewebige Narbe dar. Im dergestalt erkrankten Bindegewebe konnte eine Vermehrung der Hyaluronidase nachgewiesen werden. Unter Hyaluronidasen versteht man Fermente, die die Mucopolysaccharide abzubauen vermögen. Mucopolysaccharide und Hyaluronsäure sind Bestandteile des Bindegewebes mit den Eigenschaften von Kittsubstanzen. Sie sind für den Flüssigkeitsaustausch im Gewebe von großer Bedeutung.
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von Domarus, A., von Kress, H.F. (1957). Krankheiten mit bevorzugter Lokalisation am Bewegungsapparat. In: von Kress, H.F. (eds) Grundriss der Inneren Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-49216-7_12
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