Blutkrankheiten

Zusammenfassung

Krankheiten des Blutes entsprechen keinem einheitlichen und scharf abgrenzbaren Begriff, da es sich bei den mit dieser Bezeichnung belegten Zuständen um allgemeine Regulationsstörungen handelt, deren Auswirkung nur besonders deutlich die Beschaffenheit des zirkulierenden Blutes beeinflußt. Da dieses sowohl in seinen humoralen wie cellulären Bestandteilen das Produkt aller Organe ist, wird sich jede Organstörung mehr oder weniger stark in einer Veränderung des Blutes bemerkbar machen. Darauf beruht die große diagnostische Bedeutung chemischer und mikroskopischer Blutuntersuchung. Die Abtrennung gewisser Störungen als spezifische „Blutkrankheiten“ ist nur historisch daraus zu verstehen, daß die Auswirkung im Blut zu einer Zeit beobachtet wurde, in der die Beziehung zum Gesamtorganismus oder zu einzelnen Organen völlig unbekannt war. Historisch sind auch die in der Klinik gebräuchlichen Bezeichnungen, wie Anämie, Leukämie, primäre oder sekundäre Anämie u. a. aufzufassen. Den anämischen Zuständen liegt oft kein Blutmangel im Sinne einer Verminderung der Gesamtblutmenge zugrunde und als Leukämie werden vielfach nur Zustandsbilder bezeichnet, die mehr das Symptom der „Weißblütigkeit“, d. h. der Vermehrung der Leukocyten zeigen, als ein einheitliches Krankheitsbild umgrenzen. Man würde besser von anämischen, leukämischen, pseudo-leukämischen u. a. Zuständen sprechen. Immerhin weiß der Arzt, was unter diesen Bezeichnungen verstanden wird, und diese sind auch da beizubehalten, wo man die Beziehung zu den blutbildenden Organen mehr oder weniger gut kennt. Im speziellen versteht man unter diesen letzteren wiederum in erster Linie die Bildungsstätten lediglich der cellulären Blutelemente, während man von besonderen Organen, in denen die Blutflüssigkeit oder auch der Blutfarbstoff gebildet werden, nicht spricht. Und doch ist das nicht berechtigt; gibt es doch Krankheitszustände, wie bespielsweise die Bleichsucht (Chlorose), deren Hauptcharakteristicum in mangelnder Hämoglobinbildung besteht.